Washington - Erstmals in der Geschichte der Raumfahrt ist eine Ehe aus dem All heraus geschlossen worden. Der russische Kosmonaut Juri Malentschenko (41) gab am Sonntag per Videoübertragung der in Russland geborene Amerikanerin Ekaterina Dmitriyev (26) sein Ja-Wort. Während der Ehemann in der Internationalen Raumstation ISS seine Bahnen im Orbit zog, hielt sich die Ehefrau in Houston in Texas auf. Der US-Bundesstaat Texas erlaubt Fern-Trauungen bei Abwesenheit eines Partners aus wichtigen Gründen.

"Himmlische Verbindung"

Die Braut, die ein cremefarbenes Hochzeitkleid trug, sprach gerührt von einer "himmlischen Verbindung". Statt eines Ehemannes hatte sie in dem Standesamt zwar nur ein lebensgroßes Pappfoto ihres Mannes vorzuweisen, doch sie wirkte dennoch äußerst glücklich. Nach einem Bericht des Nachrichtensenders MSNBC schritt sie zu den Klängen von David Bowies "Absolute Beginners" zum Standesbeamten.

Fliege über Raumkleidung

Entgegen den ersten Ankündigungen trug der Bräutigam keinen Anzug, sondern beließ es bei einer Fliege über der üblichen Raumkleidung. Malenchenko Trauzeuge im All, sein amerikanischer Mitbewohner Ed Lu, spielte auf einem Computer den Hochzeitsmarsch. "Es war alles sehr rührend", beschrieb Dmitriyevs Hochzeitsplanerin Joanne Woodward die Zeremonie.

Katastrophen-Bewusstsein

Nach Woodwards Angaben wollte die Braut mit der Hochzeit nicht länger warten, weil sie sich nach der Columbia-Katastrophe der Gefahr bewusst geworden sei, die Malentschenko täglich ausgesetzt sei. Auf Seiten der Raumfahrtagenturen in Russland und den USA war das dringende Heiratsbedürfnis mit starkem Missfallen aufgenommen worden. Der Militärpilot Malentschenko habe sich mit dem Heiratsplan über ein Verbot des Luftwaffenkommandos hinweggesetzt, berichteten russische Medien. "Ein Kosmonaut sollte sich nicht wie ein Filmstar aufspielen", schimpfte ein Luftwaffengeneral in Moskau.

Die NASA spielte mehr oder weniger unwillig mit und stellte dem Paar eine private Videoverbindung her, ließ die Hochzeit aber nicht über das NASA-Fernsehen übertragen. Kritiker in den USA und Russland sprachen von einer PR-Kampagne für die Firma der Braut, die sich davon jedoch nicht die Stimmung verderben ließ. Sie wollte mit Freunden bis spät in die Nacht hinein feiern. Nach der für Ende Oktober geplanten Rückkehr Malentschenko sollen eine kirchliche Trauung in Russland und Flitterwochen in Australien nachgeholt werden. (APA/dpa)