Das Berghotel im Hintergrund

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Fast an die Dreitausender-Grenze ragt das 2965 m hohe Reißeck empor. Der höchste und einer ganzen Gebirgsgruppe den Namen gebende Gipfel in unmittelbarer Nähe des Alpenhauptkammes ist dennoch relativ leicht zu ersteigen, denn man kann mit einer dreistufigen Standseilbahn und einer meist im Tunnel verlaufenden Höhenbahn bis in eine Höhe von rund 2300 m fahren und erspart sich dadurch einen langen Anstieg aus dem Tal.

 

Man bewegt sich in einer grandiosen hochalpinen Landschaft, die von den Stauseen des Reißeck-Kraftwerks geprägt ist, aber kaum an natürlicher Schönheit eingebüßt hat. Die Aussicht vom höchsten Punkt erfüllt alle Erwartungen. Den Tauern-Hauptkamm überblickt man vom Großglockner über Wiesbachhorn, Hocharn, Ankogel und Hochalmspitze bis zum Großen Hafner; über die Kreuzeckgruppe hinweg schaut man zu den Dolomiten und den Gailtaler Alpen. Nach Osten schweift der Blick bis zu den Steiner Alpen.

Den Gipfel des Reißeck sieht man erst vom Riekentörl, da nimmt sich der Berg recht unnahbar aus. Der Weg allerdings bietet keine Schwierigkeiten; für den - sehr steilen - Abschnitt von der Kalte-Herberg-Scharte zum höchsten Punkt, den ein Gipfelkreuz und drei Steinmandeln krönen, bedarf es aber einiger Trittsicherheit.

Da die Standseilbahn erst um 8.50 Uhr den Betrieb aufnimmt und die letzte Höhenbahn die Bergstation schon um 16.10 Uhr verlässt, hat man bei einer Tagestour nicht allzu viel Zeit, das Gipfelpanorama und die bizarre Bergwelt zu genießen. Daher zahlt es sich aus, im Berghotel oder in der Reißeckhütte zu übernachten und früh am Morgen den Anstieg zum Gipfel zu beginnen.

Die Besteigung des Reißeck ist trotz der relativ geringen Höhendifferenz eine hochalpine Tour, was bei der Ausrüstung zu berücksichtigen ist: Handschuhe und Wollmütze gehören unbedingt in den Rucksack, denn in dieser Region kann das Wetter rasch umschlagen. Der Weg verleitet anfangs zu hohem Gehtempo, doch wird man dann rasch die große Höhe verspüren.

Die Route

Von der Endstation der Höhenbahn führt der rot markierte Steig zum Großen und Kleinen Mühldorfer See und von dort über eine Geländestufe zum Riekentörl. Nun folgt eine lange Querung durch verblocktes Terrain unterhalb des Radlkopf, bei der man nur wenig an Höhe gewinnt. In der Kalte-Herberg-Scharte wird's dann steil bis zum Gipfel. Man braucht für den Anstieg drei Stunden; der Abstieg erfolgt auf derselben Route, man hat mit einer Gehzeit von 2½ Stunden zu rechnen. (Bernd Orfer, DER STANDARD, Printausgabe vom 9./10.8.2003)