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Wien - Blau ist sie zwar nicht, die Donau, wohl aber weitgehend grün. Und das bedeutet: Gewässergüte II. Blau wäre die optimale Gewässergüte I, aber die findet sich in Österreich nur mehr bei sieben Prozent der Flussläufe - in der Erfassungsperiode 1966-71 waren es noch 15 Prozent.

Dennoch kann man nicht generell sagen, dass es um Österreichs Wasserqualität schlecht stünde: Zwar sind immer weniger Fließgewässer völlig biologisch rein. Aber andererseits sind die in den sechziger Jahren noch enorm starken Abwasserbelastungen der Flüsse zurückgegangen: Damals wurden noch 17 Prozent den Klassen III, III-IV und IV ("außergewöhnlich stark verunreinigt") zugerechnet.

Diese dreckigste der Kategorien kommt heute praktisch nicht mehr vor; nur noch zwei Prozent der Flüsse hatten bei der Datenerfassung 1998 die Wasserqualität III ("stark verunreinigt"), weniger als ein Prozent lag schlechter.

Das hängt damit zusammen, dass in den letzten Jahrzehnten ein umfangreiches Bauprogramm für Kläranlagen in Gang gesetzt wurden. 1968 waren erst 39 Prozent der Bevölkerung an Kläranlagen angeschlossen, 1998 waren es 81,5 Prozent, die in der Vorwoche vom Umweltministerium bekannt gegebene Zahl lautet 86 Prozent.

Zwischen der Gewässersituation von 1968 und heute liegt der Einsatz von 25 Milliarden Euro (auf Preisbasis 2003) für Kanalisation und Kläranlagen. Inzwischen ist aber strittig, ob man auch die letzten 14 Prozent der Bevölkerung und ihre Abwässer überhaupt an das öffentliche Kanalnetz anschließen soll.

Dabei geht es einerseits um die bei entlegenen Häusern besonders hohen Kosten. Andererseits aber klagen vor allem betroffene Nachbarn über ältere Einkammern-Senkgruben mit Überlauf (Reinigungsleistung: etwa fünf Prozent), die auch nach der letzten Wasserrechtsnovelle in diesem Frühjahr legal betrieben werden dürfen - und die das Grundwasser gefährden, das letztlich das Trinkwasser der Nachbarn ist.

Was im Einzelfall hoch problematisch ist, ist statistisch gesehen zur Randerscheinung geworden: Nur die 49 Prozent der Österreicher werden mit Porengrundwasser (aus Grundwasserkörpern in Tallagen) versorgt - und auch dieses ist in den letzten Jahren besser geworden; allerdings gibt es im jüngsten (sechsten) Umweltkontrollbericht des Umweltbundesamtes noch keine Entwarnung, was die Nitratbelastung betrifft.

Nach rein wasserwirtschaftlichen Kriterien wären in Österreich pro Jahr 12,6 Milliarden Kubikmeter Wasser nutzbar - nur 0,45 Milliarden (3,6 Prozent) werden wirklich genutzt. Österreich kann heute seinen Wasserbedarf zur Hälfte (Wien fast zur Gänze) mit frischem Quellwasser decken. Zum Vergleich: In der Schweiz sind es 42 Prozent und in Deutschland gar nur acht Prozent.

"Weniger positiv als die Wasserqualität stellt sich die Gewässerstruktur dar," verlautet das Umweltbundesamt: "Untersuchungen an 56 großen Flüssen belegten, dass nur mehr sechs Prozent der analysierten 5000 Flusskilometer noch dem natürlichen Flusstyp entsprechen." Die Renaturierung der Flussläufe gehört zu den wesentlichen Biotopmanagementaufgaben des EU-Programms Natura 2000 - vorläufig aber gilt es immer noch, vor allem Verschlechterungen zu vermeiden. (Conrad Seidl/DER STANDARD, Print-Ausgabe, 9./10. 8. 2003)