Die Olympischen Spiele in Sotschi, die am 7. Februar 2014 beginnen, werden durch drei Besonderheiten in die Geschichte eingehen: als persönliches Prestigeprojekt eines einzelnen Mannes; als die ersten Winterspiele in und um einen Ort mit subtropischem Klima; und als die Sportveranstaltung mit den bis dahin umfangreichsten Sicherheitsmaßnahmen.

Schon lange vor dem Beginn der Wettkämpfe war der Schwarzmeerort mehr oder weniger abgeriegelt. Jetzt, nach den Terroranschlägen im 700 Kilometer entfernten Wolgograd, wird die Überwachung noch verschärft werden – falls das technisch und personell überhaupt möglich ist. Für Sportler, Funktionäre und Besucher bedeutet dies ständige penible Kontrollen. Von entspannter Festatmosphäre, von einem Geist des Friedens und der Völkerverständigung, wie er dem olympischen Gedanken entspricht, wird also kaum die Rede sein können.

Angesichts der Gigantomanie und des auftrumpfenden Gestus, die hinter dem vom russischen Präsidenten Wladimir Putin persönlich betriebenen Projekt stehen, wäre das ohnehin schwer zu erreichen gewesen. Nun haben es die aller Wahrscheinlichkeit nach islamistischen Terroristen geschafft, die olympische Idee vollends ad absurdum zu führen. Mit Idealen hat ihre Vorgangsweise nicht das Geringste zu tun. Es ist purer, menschenverachtender Zynismus, der ein ganzes Land und seine Bevölkerung in Geiselhaft nimmt.

Wie immer man zu Putin, seinem autoritären Kurs im Inneren, seiner neoimperialistischen Außenpolitik und seinem Sotschi-Projekt im Speziellen steht – nichts kann den Terror rechtfertigen. Schon frühere Anschläge in russischen Großstädten zeigten die perfide Taktik: Die Botschaft lautet, dass sich niemand in Russland sicher fühlen kann.

Damit aber werden die Urheber vermutlich das Gegenteil des Bezweckten erreichen: Mehr Russen als bisher werden sich hinter ihrem Präsidenten sammeln, und international wird sich ein Solidarisierungseffekt einstellen – Devise: Terrorismus darf nicht über den Sport siegen.

Man kann daraus die Erkenntnis ableiten, dass dies eben doch einen Erfolg der Gewaltideologen darstellt, weil sie das Gesetz des Handelns bestimmen. Jedenfalls werfen Sotschi, seine Entstehungsgeschichte und seine Begleitumstände neue Fragen nach der Sinnhaftigkeit solcher Großveranstaltungen auf. Einfache Antworten gibt es nicht.  (DER STANDARD, 31.12.2013)