Das ist jetzt einmal etwas Neues: nicht diese ewigen "Dear Sir"-Mails von Winston Uhundlu III. aus Nigeria, der einem gerne 18 Millionen aus dem Nachlass eines Diktators schenken will, wenn man nur die eigenen Bankdaten bekanntgibt; nicht diese britischen Banker mit ihren Supererbschaftsgelegenheiten, und zwar dankenswerterweise in deutscher Sprache, wobei allerdings immer vom "späten Mr. Smith" die Rede ist, was die Google-Maschinenübersetzung von the late Mr. Smith sein dürfte. Sondern: Ich soll Tempelritter werden.

Ralph von Reichenbach, der "Großmeister" des "Alten Souveränen Templer Ordens", entbietet seine Grüße und fragt, ob ich das Buch Sakrileg kenne: Ja, schon, hab ich einmal vor einem Transatlantikflug gekauft und etwa auf der Höhe von Irland wegen Fadesse weggelegt. Egal, der Templerorden existiert wirklich noch (sagt Großmeister Ralph).

Und: "Damit der Templerschatz auch weiterhin gut behütet wird, hat der Orden seine Pforten geöffnet, um neue würdige Menschen aufzunehmen." Kostet nur zehn Euro pro Monat Schnuppermitgliedschaft und dann nur einen Euro pro Tag. Ritterschlag gibt's auf Burg Lockenhaus (Videoclip!). Dann kann ich mich an "Rückdämmerung (Google?) einer Vermaterialisierung, Ablehnung jeden Kulturkampfes (und) Pflege des Geistes, nach den Lehren der uralten Geheimwissenschaften" beteiligen. Soll ich? (Hans Rauscher, DER STANDARD, 31.12.2013/1.1.2014)