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Eine überflutete Straße in Reigate, im Süden Englands.

Foto: AP Photo/Sang Tan

Paris/London/Moskau - Mediterrane Wärme und heftige Stürme haben über Weihnachten das Wetter in weiten Teilen Europas bestimmt. Milde Mittelmeerluft trieb in Deutschland an Heiligen Abend an der Hälfte aller Wetterstationen die Tagesmittelwerte auf den höchsten Stand seit Beginn der Aufzeichnungen, wie der Deutsche Wetterdienst (DWD) am Mittwoch berichtete. Auch in Polen und Moskau wurden Höchstwerte gemessen.

Verantwortlich für die Wetterextreme war das Orkantief "Dirk". In Großbritannien, Frankreich, Spanien oder Polen verursachten Sturm und Regen seit Sonntag Stromausfälle und Verkehrsbehinderungen. Mindestens sieben Menschen kamen ums Leben, fünf davon in Großbritannien. Europaweit waren Hunderttausende Haushalte ohne Strom: ohne Licht, Heizung oder Herd.

90 Menschen in Großbritannien gerettet

Auf der Südwestseite des Orkantiefs wurde laut DWD die etwa 16 Grad warme westliche Mittelmeerluft so schnell nach Deutschland geweht, dass sie keine Zeit mehr hatte abzukühlen. Im Südosten gab es Temperatursprünge von mehr als 10 Grad binnen einer Stunde. Und nass war es auch: Im Münsterland fielen binnen 24 Stunden rund 37 Liter Regen pro Quadratmeter, im Hunsrück 35 Liter.

An der Südküste Großbritanniens mussten am Mittwoch 90 Menschen ihre Wohnungen verlassen, nachdem vor Sturmfluten gewarnt worden war. Für die Betroffenen habe Lebensgefahr bestanden, teilte die Umweltschutzbehörde mit. 75.000 Menschen waren nach Angaben der Stromversorger noch ohne Elektrizität. Auf den Straßen hatte sich der Verkehr am Mittwoch normalisiert. Auf Londons zweitgrößtem Flughafen Gatwick hatte es am Dienstag erhebliche Behinderungen gegeben.

Kein Strom in Frankreich

Auch in Frankreich brach in Teilen des Landes die Stromversorgung zusammen. Hunderttausende Menschen waren betroffen. Am Montag kam auf einer Baustelle im nordwestlichen Calvados ein zwölf Jahre altes Kind ums Leben, als eine Mauer einbrach. Bei der Staatsanwaltschaft in Caen hieß es, der Unfall könne mit dem Sturm zusammenhängen. Nordwestlich von Brest wurde ein russischer Seemann bei bis zu sieben Meter hohen Wellen von Bord des niederländischen Frachters "Victoriaborg" gespült. Die Suche nach dem Mann wurde am Dienstag eingestellt.

In der Region Galicien in Spanien hatte am Dienstag ein Unwetter mit Stürmen und starken Regengüssen getobt. Das Sturmtief breitete sich am Mittwoch fast über die gesamte Iberische Halbinsel aus. Dabei flauten die Stürme allerdings ab.

Sturmschäden in Osteuropa

In der Schweiz fegte am Heiligen Abend und am ersten Weihnachtstag ein Föhnsturm durch die Alpentäler, der für frühlingshafte Temperaturen sorgte. In den Bergen erreichten Windböen Geschwindigkeiten von mehr als 200 Stundenkilometer. Mehrere Bergbahnen mussten den Betrieb einstellen. Auch in Teilen Österreichs tobte sich der Föhnsturm aus.

Sturmschäden wurden auch aus Polen und Tschechien gemeldet. Zugleich erreichten die Temperaturen im Südosten Tschechiens Rekordwerte für diese Jahreszeit mit bis zu 13,2 Grad Celsius in Bohumin, berichtete die Nachrichtenagentur CTK. Die russische Hauptstadt Moskau erlebte am Mittwoch mit 3,5 Grad Celsius den wärmsten Dezembertag seit mehr als 100 Jahren, so der Wetterdienst. (APA, 25.12.2013)