Die Österreicher setzen großes Vertrauen in Papst Franziskus.

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Aus der Umfrage geht auch hervor: Nur jeder fünfzigste Österreicher stimmt voll und ganz der Aussage zu, dass die katholische Kirche für die Menschen unserer Zeit die richtigen Antworten habe.

Linz - Modern, tolerant, weltoffen - das sind die drei Eigenschaften, mit denen Papst Franziskus seit seinem Amtsantritt am deutlichsten an Profil gewonnen hat. In einer Market-Umfrage für den Standard zeigt sich darüber hin­aus: Nur 38 Prozent halten den Papst für konservativ - 24 Prozent weniger als unmittelbar nach seinem Amtsantritt.

"Dem Papst wird eine Erneuerung der Kirche zugetraut, 59 Prozent sagen auch, dass er ein Vermittler von Inhalten ist, die für das eigene Leben wichtig sind", sagt Market-Institutsleiter David Pfarrhofer. Er verweist aber auf eine deutliche Diskrepanz zwischen dem Ansehen, das der Papst genießt, und dem Ansehen der römisch-katholischen Amtskirche.

Die Daten zeigen: Kardinal Christoph Schönborn wird nur von 29 Prozent der Befragten als Vermittler wichtiger Glaubensinhalte gesehen. Damit liegt er knapp vor Helmut Schüller, dem Sprecher der Pfarrerinitiative - diese Relation hatte es auch in früheren Umfragen gegeben. Allerdings genießen die heimischen Kirchenvertreter derzeit allgemein weniger Aufmerksamkeit als bei früheren Umfragen.

Österreicher vertrauen Papst

Papst Franziskus ist gut für die Weltkirche - 59 Prozent der Österreicher, darunter auffallend viele Wähler von SPÖ, ÖVP und den Grünen, sehen in ihm einen vertrauenswürdigen Vermittler von Glaubensinhalten. Geht es aber um die österreichische Kirche, dann werden Zweifel deutlich: Nur 23 Prozent meinen, dass die Lösung der Probleme der österreichischen Kirche durch die Wahl des Papstes in diesem Jahr leichter geworden ist.

Daran klammert sich vor allem die Hoffnung der (wenigen) stark in der römisch-katholischen Kirche verankerten Personen. Aber diese stellen in der aktuellen Market-Umfrage eine immer kleiner werdende Minderheit dar: Derzeit sind es noch zwölf Prozent, vor einem Jahr waren es 16, im Sommer 2011 sogar noch 21. 46 Prozent sehen sich als reine "Taufscheinkatholiken".

"Literarische Figur" Jesus

Die schwindende Bedeutung der katholischen Kirche zeigt sich gerade im Umfeld von Weihnachten: Gaben vor einem Jahr noch 83 Prozent an, dass Weihnachten der Geburtstag Jesu Christi sei, so teilen heute nur noch 63 Prozent diese Ansicht. Jeder vierte Befragte sagt, Christus habe nie gelebt, er sei bloß eine literarische Figur.

37 Prozent der Befragten, deutlich mehr als vor einem Jahr, sagen, dass das Fest für sie gar keine religiöse Bedeutung hätte - unter den Taufscheinkatholiken findet die Aussage auch bei einem Viertel bis einem Drittel Zustimmung.

Rund jeder zweite Taufscheinkatholik stimmt der Aussage zu, dass Weihnachten einer der wenigen Anlässe ist, "wo ich mich als Christ fühle" - in der Gesamtbevölkerung wird diese Haltung von 37 Prozent geteilt.

Fest des Friedens

Breiteste Zustimmung findet die Aussage, dass Weihnachten ein Fest des Friedens und der Versöhnung ist - das sagen 83 Prozent. Dem schließen sich auch sieben von zehn Befragten aus der Gruppe der kirchenfernen Personen an.

Und was glauben die Österreicher? Vor allem an Übersinnliches: 72 Prozent sagen, dass es Naturerscheinungen gibt, die sich wissenschaftlich nie erklären lassen werden. 64 Prozent glauben, dass Tiere eine Seele haben. Zum Vergleich: An eine unsterbliche Seele des Menschen glauben nur 42 Prozent - vor allem die in der Kirche engagierten Befragten. Unter den Taufscheinkatholiken hat die unsterbliche Seele keine Mehrheit. Nur 26 Prozent glauben, dass Gott die Welt erschaffen hat. Mit der Hölle kann man nur sieben Prozent drohen - und dass man durch Priester eine Verbindung zu Gott bekommt, meinen sechs Prozent.

Schließlich: 19 Prozent glauben, dass es gar keinen Gott gibt. (Conrad Seidl, DER STANDARD, 24.12.2013)