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Um sie zu erhalten, müssen Nutzer komplexe mathematische Gleichungen früher als ihre Konkurrenten lösen

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Die digitale Währung Bitcoin wird nicht endlos wachsen: Nach 21 Millionen Bitcoins ist Schluss, mehr „Münzen" sollen nie im Umlauf sein.  Momentan gibt es rund 12 Millionen Bitcoins, alle zehn Minuten werden 25 neue freigegeben. Um sie zu erhalten, müssen Nutzer komplexe mathematische Gleichungen früher als ihre Konkurrenten lösen. Dieser als „Mining" bezeichnete Prozess ist unverzichtbarer Bestandteil der virtuellen Währung, da die Rechenleistung der Mining-Operationen gleichzeitig die Infrastruktur für Bitcoin-Transaktionen bereitstellt. Für Privatpersonen macht es mittlerweile kaum mehr Sinn, im Rennen um neue Bitcoins teilzunehmen, da die Gleichungen von normalen PCs kaum mehr zu lösen sind.

Rechenzentren als virtuelle Gelddruckmaschinen

Das digitale Schürfen der Bitcoins wird mittlerweile vielmehr von Rechenzentren übernommen, deren einzige Aufgabe im Lösen der Bitcoin-Gleichungen besteht. Eine dieser digitalen Minen ist in der verlassenen Landschaft Islands zu finden, wo das Unternehmen Cloud Hashing seine Zentale angesiedelt hat.  Auch aus Sicherheitsgründen: Neben der prinzipiellen Schwierigkeit, den Firmensitz zu finden, sind vier Security-Checks nötig, um ins Rechenzentrum gelangen.  Verständlich, bezeichnet  Firmengründer Emmanuel Abiodun seine Rechner gegenüber der New York Times doch als „Gelddruckmaschinen", die vor Eindringlingen geschützt werden müssen.  Ein weiterer Grund für die erst im Oktober erfolgte Ansiedlung in Island seien dessen geringe Energiepreise, da die Kosten für Strom oft ausschlaggebend für die Profitabilität des Bitcoin-Minings seien.

Vom Banker zum Bitcoin-Miner

Als Abiodun 2010 erstmals von der digitalen Währung hörte, hielt er sie für eine unseriöse Angelegenheit.  Erst im Jänner 2013 änderte er seine Meinung, als ihm der rapide Kursanstieg auffiel. Abiodun begann, nach Bitcoins zu minen, sobald er abends von seiner Tätigkeit bei der Großbank HSBC nach Hause kam. Bald war ihm klar, dass sein privater Computer nicht ausreichend Rechenleistung hatte, um eine zufriedenstellende Anzahl an Bitcoins zu generieren. Freunde boten ihm an, in eine Firma zu investieren, woraufhin Abiodun im Juni für 130.000 Dollar zwei stärkere Rechenmaschinen erwarb. Das Unternehmen „Cloud Hashing" war geboren - und sah sich bald mit rasantem Wachstum konfrontiert. Die Firma schürft nicht nur für sich selbst, sondern bietet investitionswilligen Kunden für 999 Dollar einen kleinen Anteil an seiner Rechenleistung an.  Diese Möglichkeit wird momentan von 4500 Nutzern wahrgenommen, Tendenz steigend.

Für eine Handvoll Bitcoins

Die Entwicklung des Umrechnungskurses spricht dafür, dass die Goldgräberstimmung berechtigt ist.  Tatsächlich ist der Wert der Bitcoins in den letzten Monaten explodiert: Kostete ein Bitcoin Anfang 2013 noch rund 12 Dollar, wurde im November erstmals die 1000 Dollar Marke geknackt.  Der Gegenwert stieg sogar auf bis zu 1200 Dollar, fiel allerdings rasant, als Chinas Behörden Anfang Dezember ein Verbot von Neugeschäften mit Bitcoins aussprachen.  Für Kritiker der digitalen Währung nicht unerwartet: Einige  warnen schon länger vor einer möglichen „Blase" im Bitcoin-Markt.  Da die Währung nicht in der Realwirtschaft verankert ist, sei sie besonders anfällig für Spekulationen. Ebenso könne ihr Wert nicht unendlich steigen. Kurzum: Der Crash werde kommen, es sei nur eine Frage der Zeit. Cloud-Hashing Chef Abiodun zeigt sich von solchen Unkenrufen unbeeindruckt: Allein letzten Mittwoch habe sein Unternehmen Bitcoins im Wert von 160.000 Dollar ergattert. Langfristig wolle er mit seiner Firma einen Anteil von 15 Prozent am gesamten Bitcoin-Mining-Prozess erreichen und damit zum Branchenprimus aufsteigen. Sorgen macht sich Abiodun vielmehr um praktische Probleme, seine größte Angst: Ein Stromausfall. Deshalb baut er momentan seine zweite Mine – stilgerecht in Texas,  um mehr als 3 Millionen Dollar. (red, 23.12. 2013)