Linz - Kaum war die neue Regierung (sie bestand aus denselben Parteien wie die vorherige und hatte denselben Kanzler als Regierungschef), stellte das Linzer Market-Institut 400 repräsentativ ausgewählten Wahlberechtigten die Frage, ob die Regierung die Politik der vergangenen Jahre im Großen und Ganzen fortsetzen oder andere Schwerpunkte suchen sollte. Die Bevölkerung war erwartungsgemäß gespalten - und zwar in annähernd gleiche Teile.
Das war 2003. Der Kanzler, der weitermachen konnte, hieß Wolfgang Schüssel (ÖVP), sein Vize Herbert Haupt (FPÖ). Beide galten als höchst umstritten. Dennoch sagten damals 46 Prozent, die Regierung möge ihre Inhalte weiter verfolgen, ebenfalls 46 Prozent wünschten sich neue Inhalte.
Anders 2013: Als Market in der vorigen Woche eine vergleichbare Frage stellte, waren nur zehn Prozent der Befragten der Meinung, die Regierung möge so weitermachen wie bisher. 78 Prozent wollen neue Schwerpunkte. Und dieser Wunsch zieht sich durch alle Bevölkerungsgruppen und alle Parteianhängerschaften (wenn auch unter den befragten Wählern der SPÖ und der ÖVP etliche Personen sind, denen ein Weitermachen wie bisher gefällt).
Bonus für Faymann
Mit der erfolgreichen Regierungsbilduung ist immerhin der Kanzlerbonus für Werner Faymann zurückgekehrt: Noch vor zwei Wochen war Faymann in der (fiktiven) Kanzlerfrage auf 18 Prozent gefallen - und damit auf das Niveau von FPÖ-Chef Heinz-Christian Strache, der auf 19 Prozent kam. Nun liegt Faymann bei 23, Strache weiter bei 19.
Für ÖVP-Chef Michael Spindelegger geht es dagegen weiter bergab: "In der 37. Woche, also etwa zweieinhalb Wochen vor der Nationalratswahl, hätten sich 19 Prozent Spindelegger als Kanzler gewünscht. Zehn Tage vor der Wahl waren es nur noch 17 Prozent, Ende Oktober 16, Anfang Dezember 13 und jetzt nur noch elf", sagt Market-Studienleiter David Pfarrhofer: "Auch wenn Einzelmessungen statistische Unsicherheiten haben - aus ihrer Abfolge ergibt sich ein doch recht deutlicher Trend." Dasselbe gelte für die Hochrechnung der Sonntagsfrage: Hier kann die Koalition die knappe Mehrheit des 29. September nicht halten. (Conrad Seidl, DER STANDARD, 23.12.2013)