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Hackler, Hippie, Held - diesem Modell sieht man das allerdings an.

Foto: Reuters/Whitaker

Nach 63 Jahren Bauzeit ist für den VW Bulli endgültig Schluss. Am vergangenen Wochenende lief in Brasilien der letzte seiner Art vom Band. Einer, der 1950 als schnöder Transporter begann, zum populären Alleskönner aufstieg und - nachdem er in Europa längst abgelöst war - in Südamerika unverdrossen weiter gebaut wurde. Bis heute.

Dass aus dem Kasten mit den rundgelutschten Ecken einmal ein Bestseller werden sollte, war ihm nicht in die Wiege gelegt worden. Schon die Taufe ging schief. Als VW Ende 1949 einen neuen Transporter vor Journalisten präsentierte, erdreistete sich einer der Schreiberlinge glatt, nach dem Namen des Modells zu fragen. Falsche Frage. Volkswagen-Chef Heinz Nordhoff, so wird überliefert, kräuselte nur maliziös die Oberlippe: Es gab keinen, zumindest keinen offiziellen. Was der Kundschaft egal war - der Anonymus sollte ab 1950 das Wirtschaftswunder mobilisieren.

Die später T1 genannte Serie war quasi konkurrenzlos, das verstärkte Käfer-Chassis hielt Produktions- und Anschaffungskosten niedrig. Das System Fahrerkabine vorn, luftgekühlter Vierzylindermotor hinten (plus Heckantrieb) konnte glatt als schlaue Gewichtsverteilung durchgehen. Rasch hatte der freundlich-feiste Hackler beim Volk seinen Rufnamen: Bulli (auch "Bully" geschrieben).

Wolfsburg blieb nicht untätig. Rasch verästelte VW die Idee in unzählige Varianten: Pritsche, Doppelkabine, den legendären "Samba" mit Dachfenstern oder die Camping-Versionen. Gern griff auch die Blaulichtszene zu. Kurzum: Am Bulli gab es kein Vorbeikommen, auch nicht auf den Exportmärkten. Australien, Südafrika, USA. In Brasilien stellte man 1957 nahe São Paulo gleich eine Fabrik für die dort "Kombi" gerufenen Mulis hin.

Mit der zweiten Generation (ab 1967, T2) bog der Bus vor allem in den USA Richtung Hippie-Mobil mit eingebauter Garantie zum Weltverbesserungsbeischlaf ab. In Brasilien ließ man sich Zeit: Erst 30 Jahre später baute VW do Brazil die ersten T2-Bullis.

Mehrere Nachfolger (T3 bis T5, sie alle waren bloß noch VWs) überlebte der Latino-Altstar. Nun machen ihm Sicherheitsauflagen (ABS und Airbags sind 2014 in Brasilien bei Neuwagen verpflichtend) den Garaus. Zum Schluss gab's für Fans noch das üppige Sondermodell "Last Edition". Eine Hommage an einen Helden, der aus einer Zeit kam, in der die Erde noch flach war. Weltweit wurden 6,2 Millionen T1- und T2-Modelle gebaut. (Stefan Schlögl, DER STANDARD, 23.12.2013)