Ungebremst und rasant: das Off-Topic-Forum (kurz: OTF) wächst stetig: In der noch etwas zögerlichen Anfangsphase benötigte die Community gute drei Wochen, um die Grenze zu den magischen 10.000 zu durchbrechen - in der annäherend gleichen Zeit wurde anschließend die vierfache Menge an Kommentaren gepostet. Und so geschah es, dass pünktlich vor Weihnachten, nämlich am vierten Advent, das fünfzigtausendste Posting begrüßt werden konnte: SaintJust fasste das denkwürdige Ereignis in epischer Knappheit zusammen: "!". Man könnte zu der Vermutung kommen, dass das OTF erwachsener geworden ist, wurden die bisherigen runden Jubiläen doch üblicherweise mit Smileys abgefeiert (":))))))))))))))))))))").
Die hochgesteckten Ziele, hunderttausend Postings bis Jahresende, eine Million bis Ostern, (Userin baroli) werden vermutlich verfehlt, doch das ist nebenrangig. Was zählt, ist der gepflegte Umgangston und ein Gemeinschaftsgefühl der Community. Gelegentlich das Forum heimsuchende Trolle haben hier jedenfalls nichts zu lachen: So wird schon einmal gebeten, einen streitsuchenden Herumpöbler nicht völlig zu löschen, sondern stehenzulassen weil er "so herzig ist" (Thomas J. Jackson), denn "wir wollen doch zeigen, dass wir selbstreinigend sind" (morgause). Und das funktioniert nicht schlecht - würden doch alle Forumsbereiche auf derStandard.at so pflegeleicht sein wie das OTF!
So wurden nicht nur Trolle erfolgreich verjagt, nein, das OTF entwickelte immer mehr ein eigenes Sozialleben. User bekamen ihre eigenen Rollen, Beauftragungen, die ihnen auf den Leib geschneidert scheinen. Während Otter- und Pinguinbeauftragte seitdem für tierische Unterhaltung sorgen, bekam Userin baroli die Rolle der Beauftragten für Groll und Grant zugewiesen. User Sogamoi Oachkatzlschwoaf indes ist für Rausch und Freude verantwortlich. Gewiss, auch das Drama darf nicht zu kurz kommen. Daher wurde kurzerhand Userin _mimmi zur Dramabeauftragten ernannt, die seitdem - zumindest in der Theorie - Lehrling Thomas J. Jackson unter ihre Fittiche genommen hat.
Dieser nämlich sorgte in der Community für Unruhe, als sich plötzlich Gerüchte über das bevorstehende Armageddon, das Ende des OTF, verbreiten: "Sie können uns doch nicht ins Leben zurückschicken!", fleht Jackson, um gleich darauf zu hyperventilieren: "Wir brauchen dringendst einen NOTFALLPLANBEAUFTRAGTEN! Was sag ich, wir brauchen eine ganze NOTFALLFORENAUSFALLSKOMMISSION!". Dabei hatte die Aufsicht doch lediglich über die Stabilität der Technik spekuliert.
Kopf- oder Herzschmerzen, bei jedem Problemchen stehen die User ihren Kollegen mit Rat und Tat zur Seite. Trinkfest zeigt sich die OTF-Community am Tag der Regierungsbildung: So wurde kollektiv der Frust in Alkohol ertränkt, virtuell, versteht sich. Doch auch im echten Leben knüpften die "OTler", wie sie sich mittlerweile liebevoll nennen, Kontakte: Weil Userin Stahlkind Ablenkung suchte, traf sie sich auf ein Bierblinddate mit drunken stupor, um anschließend zu berichten: "Die drucken (sic!) stupor ist so eine süsse!!! Also Wahnsinn, Experiment otf ppl im real life ist zu hundertpro geglückt!!!"
Der Besuch im OTF ist mittlerweile fest im Alltag der Community integriert: Neuankömmlinge werden da freudig binnen Minuten angepostet, das Forum jeden Morgen gegrüßt - und auch der tägliche Abschied gehört inzwischen zum guten Stil. In den fleißig durchgeführten Umfragen wird das Off-Topic-Forum gerne auch als "größte Schwäche" bezeichnet.
Um nun mit einem Zitat von morgause abzuschließen: "schön, dass es euch alle gibt, schön, dass der standard dieses platzerl geschaffen hat, schön, wie sich das hier entwickelt hat." Oder, in Wednesdays Worten: "Ach, ich mag euch, ihr Narren": Ja, wir mögen euch auch!
Wir wünschen Ihnen entspannte Feiertage!
PS: Übrigens, hier könnte ihr name stehen: Haben Sie das Schwammerl noch immer nicht gefunden? Es harrt nun, versteckt in den Tiefen des Off-Topic-Forums, schon seit mehr als 45.000 Postings seiner Entdeckung! (Sophie Niedenzu, Michael Vosatka, derStandard.at, 23.12.2013)