Wien - Zombies, so werden in Jim Jarmuschs wunderbar lebensmüdem Vampirfilm Only Lovers Left Alive die Fleischfresser, also wir Sterblichen genannt. Die Untoten haben für sie wenig mehr als Verachtung übrig. Ihr Blut genießen sie lieber abgefüllt, gleich gutem Wein. Überhaupt sind Adam (Tom Hiddleston) und seine mit ihm in Liebe verbundene Gefährtin Eve (Tilda Swinton) die wohl kultiviertesten ihrer Art, die jemals auf der Kinoleinwand zu sehen waren. An Büchern und edlen Musikinstrumenten (sowie ebensolchen Plattenpressungen) interessiert, gleichen sie zwei Hütern all der schönen Dinge, die das irdische Leben im Lauf der Jahrhunderte hervorgebracht hat.

Only Lovers Left Alive ist so auch weniger Vampirdrama im gängigen Sinne - zu Bissen kommt es hier nur aus Versehen - als eine kunstvoll zerdehnte Ode an zwei Außenseiter. Die Handlung ist nicht wesentlich - wer es so lang geschafft hat, den drängt es nicht. Da Adam, der in der heruntergewirtschafteten Industrie- und Musikmetropole Detroit lebt, seines Daseins überdrüssig ist, benötigt er Hilfe von Eve. Aus Tanger eilt sie zu ihm, um ihn mit ihrer trotz hohen Alters fröhlichen Art aus der Depression zu befreien.

Wie schon vergangene Genre-nahe Arbeiten Jarmuschs, etwa der Western Dead Man, ist auch diese zuallererst an den existenziellen Befindlichkeiten ihrer Figuren interessiert. Die Dialoge wechseln ohne Verluste zwischen Lakonie und Romantik. Das gesamte Design des Films, von seinen nachtgelben Außenaufnahmen bis zu den wie ein Trödelmarkt angefüllten Interieurs, in denen der Lethargie gefrönt wird, ist ein einziges Sehvergnügen.

Jim Jarmusch hat mit Only Lovers Left Alive nicht nur einen der langsamsten Filme dieses Jahres, sondern auch einen der schönsten gedreht. (Dominik Kamalzadeh, DER STANDARD, 21.12.2013)