Dorfchef mit Ideen: Wolfgang Böck und Johannes Silberschneider.

Foto: Domenigg

Wien - Wenn der österreichische Spielfilm skurril sein will, ist er dieser Tage gern in der sogenannten Provinz zu Hause. Dann kehrt man wieder im Weißen Rössl ein und lässt sich erklären, dass fürs eigene Glück möglichst viel gesungen werden muss; oder es kommt zum bekannten Aufmarsch der hinlänglich bekannten Dorfdeppen, die schlimmstenfalls noch durchtrieben böse sind. In Bad Fucking von Harald Sicheritz wird nicht gesungen.

Dabei war es in den vergangenen Jahren durchaus auch Genrearbeiten gelungen, regionales Kolorit mit milieugetreuer Atmosphäre zu verbinden. Nach leidvollen Erinnerungen an diverse Helden in Tirol war zu beobachten, wie etwa in der Horrorfilmserie In 3 Tagen bist du tot oder in Wolfgang Murnbergers Adaption von Wolf Haas' Der Knochenmann endlich Land und Leute nicht mehr auf ihren reinen Schauwert reduziert wurden.

Kurt Palm hat vor drei Jahren mit Bad Fucking einen "Heimatroman" über einen fiktiven österreichischen Luftkurort geschrieben, dessen Einwohner dem üblichen Kuriositätenkabinett entstammen und deren geistiger Horizont dort endet, wo ein Felssturz den Ort von der Außenwelt abgeschnitten hat. Doch obwohl Palm allzu bekannte Schablonen bemüht, macht er sich immerhin sprachlich einen Spaß und sympathisiert mit seinen Figuren. Auf der Leinwand werden diese nun gnadenlos vorgeführt.

Bereits in den ersten Minuten wird im Schnelldurchlauf das Szenario umrissen: In dem von Touristen früher gerne besuchten Dorf herrschen nach der Katastrophe Dumpfsinn und Tristesse. Der Bürgermeister (Wolfgang Böck) hat das Gemeindegeld verspekuliert und möchte nun mithilfe der befreundeten Innenministerin (Adele Neuhauser) ein Asylantenheim im Naturschutzgebiet bauen lassen. Der Rest der Dorfbesatzung (u. a. Michael Ostrowski, Johannes Silberschneider) vertreibt sich die Zeit mit Erpressung oder wartet auf die nächste Sintflut.

Inszeniert ist das als Nummernrevue mit unerklärlichen Mordfällen und notgeilen Männern, während brutaler Sadismus offensichtlich als politische Kritik verstanden werden will. So taumeln die Figuren haltlos durch den Film und die Ministerin irgendwann sprachlos durchs Dorf.

Auch wenn sich Regie und Drehbuch damit den Rücken freihalten wollen: Brachialhumor heißt nicht, selbst brachial sein zu müssen. Deshalb hat Bad Fucking weder etwas mit dem lustvollen Ekel einer Gross-out-Comedy zu tun noch mit schwarzer Satire. Im Cameo-Auftritt am Ende steigt Sicheritz in einen Rettungshelikopter. Doch jede Hilfe kommt zu spät: eine Bruchlandung. (Michael Pekler, DER STANDARD, 20.12.2013)