Das "Lupfen" hat sich der Mitfahrer gemerkt. Auch beim 318d sind die Bayern sympathisch mechanisch geblieben. Wer den Sitz höherstellen will, muss sein Hinterteil ein wenig anheben, sonst vermag der Hebel nichts zu erhöhen. Das mag ungewohnt sein für Autos in dieser Preisklasse, es kostet auch Bauchmuskeln, funktioniert aber auch unplugged, also ohne Strom. Und das ist sehr sympathisch in einer durchgestylten Mobilitätswelt, in der bald alles elektronisch gesteuert und nichts dem Zufall überlassen wird. Da fragt sich die p. t. Lenkerin, ob die kreativen Hersteller ihren Kunden denn so gar nichts mehr überlassen wollen oder zutrauen.
Ansonsten hat BMW nichts ausgelassen oder vergessen bei diesem gut sortierten Wagen - obwohl die Dreierreihe ja eigentlich Bescheideneres erwarten lässt. Ist er einmal auf Touren gebracht, fährt sich der Vierzylinder-Turbodiesel wie einst bei "Gleiten statt Hetzen" vor gut 20 Jahren, als Spritsparen quasi gerade erfunden worden war. Dabei lässt die Motorisierung - 143 PS sind ja wahrlich kein echtes Kraftpaket - eher Schmalspur vermuten.
Von sportlich bis sparsam
Weit gefehlt! Auf Knopfdruck lassen sich sogar verschiedene Fahrmodi einstellen, was in dieser Klasse auch noch nicht selbstverständlich ist. Wobei uns die sportlich-härtere Gangart am meisten zusagte. Weicheier sind wir schließlich selber, das brauchen wir uns beim Autofahren nicht auch noch selber einzubrocken. Wobei: Kostenbewusste Menschen werden früher oder später auf der Spartaste landen, schließlich haben die wenigsten etwas zu verschenken. Um mit fünf Litern auf hundert Kilometern auszukommen, muss man freilich einigermaßen diszipliniert sein, was erwiesenermaßen nicht zu unseren bevorzugten Eigenschaften gehört.
Apropos: Zu den Raumwundern gehört der Dreier-BMW mit seiner Fahrerlebniswelt auch eher nicht. Irgendwie fühlt man sich ein wenig beengt, was definitiv nicht an den Sitzen liegt, die wunderbar Halt geben. Fraglich ist vielmehr, ob da nicht der Wunsch die Mutter des Gedankens war. Oder die Erwartungen, die das Äußerliche weckt. Von außen sieht der sportliche Allradler mit intelligentem Überdrüberuntersteuerungsschutz (xDrive) schlicht größer aus, als es innen tatsächlich ist. Gut, eine Kleinfamilie hat allemal genug Platz, aber bei Ablageflächen war man eher sparsam.
Kein Sonderangebot
Preislich vermag sich der 318d - solch eine erotische Modellbezeichnung kann übrigens auch nur den Abkürzungs- und Nummerierungsfetischisten in unserem nördlichen Nachbarland einfallen - mit ein paar Extras gerade noch unter dem 50.000-Euro-Äquator zu halten. Das ist noch nicht gänzlich losgelöst vom wirklichen Erwerbsleben wie etwa bei der Verwandtschaft auf den höheren Rängen, aber eben auch kein Sonderangebot. (Luise Ungerboeck, DER STANDARD, 13.12.2013)