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Der schwedische Gripen ist auch in Tschechien, Ungarn, Großbritannien, Südafrika und Thailand im Einsatz. In der Schweiz steht noch ein Volksentscheid bevor, die Politik hat sich bereits für den Gripen als Nachfolger F/A-18 "Super-Hornet" entschieden.

Foto: REUTERS/Arnd Wiegmann

Brasilia/Sao Paulo - Die Spionagetätigkeit des US-Geheimdienstes NSA hat Boeing offenbar einen Milliarden-Auftrag der brasilianischen Luftwaffe verhagelt. Verteidigungsminister Celso Amorim kündigte am Mittwoch überraschend an, sein Land werde bis 2020 insgesamt 36 Kampfflugzeuge vom schwedischen Saab-Konzern für 4,5 Milliarden Dollar kaufen. Lange galt das US-Unternehmen als aussichtsreichster Bieter.

Amorim sagte, entscheidend für die Auftragsvergabe seien unter anderem Anschaffungs- und Wartungskosten gewesen. Doch ein brasilianischer Regierungsinsider sagte: "Das NSA-Problem hat es den Amerikanern verdorben." Brasilien sei zu dem Schluss gekommen, dass man einem US-Konzern nicht trauen könne. Den Enthüllungen des ehemaligen NSA-Mitarbeiters Edward Snowden zufolge zapfte der Geheimdienst die Telefongespräche und E-Mails von Präsidentin Dilma Rousseff an.

Während Schwedens Verteidigungsministerin Karin Enström, Oppositionschef Stefan Löfven und Saabs Vizedirektor Lennart Sindahl das Milliardengeschäft bejubelten, herrschte bei F/-18-Produzent Boeing und beim dritten Anbieter, der französischen Dassault, Katerstimmung. Beide Unternehmen bedauerten die brasilianische Entscheidung in Presseaussendungen.

Aus dem Umfeld der amerikanischen Verhandlungspartner verlautete, die Spionageergebnisse könnten wohl kaum das geplatzte Geschäft aufwiegen. "War das vier Milliarden Dollar wert?", fragte ein Insider.

Saab erklärte, seine neuen Maschinen vom Typ Gripen NG hätten geringere Betriebs- und Wartungskosten als alle anderen Kampfflugzeuge, die derzeit im Einsatz seien. Die Einzelheiten des Vertrages zwischen der brasilianischen Regierung und Saab sollen binnen eines Jahres vereinbart werden. Das erste Flugzeug soll dann zwei Jahre später ausgeliefert werden.

Um den Auftrag hatte sich auch der französische Konzern Dassault Aviation beworben. Auch Dassault zeigte sich enttäuscht von der Entscheidung der brasilianischen Regierung. Noch vergangene Woche hatte sich der französische Präsident Francois Hollande bei einem Besuch in Brasilien für die Rafale-Kampfflugzeuge starkgemacht. (Reuters, 19.12.2013)