Lotte Tobisch fiel zur neuen Regierung also nur Schweigen ein. Mit resignativ-ratlosem Mienenspiel quittierte sie die Frage von Stermann & Grissemann nach ihrer Bewertung der Neuauflage und bescherte der Koalition eine schreckliche Schmach. Niederschmetternd, zumal dieser kurzweilige "Willkommen Österreich"-Gast selbst zu Lugner positive Worte fand.

Bemerkenswert das Sprechloch allerdings auch, da hier ansonsten virtuos die Kunst der heiteren Offenheit zelebriert wurde. Tobisch - ein TV-Profi, der Auskünfte immer mit einer gewissen Unverblümtheit zu würzen versteht; etwa jener, die eigene Vita betreffend, welche frisch im Buch "Langweilig war mir nie" abgehandelt wird.

Foto: ORF/Hans Leitner

Die Entertainerin offenbarte, dass ihr Leben vor allem aus "Fehltritten besteht". Auch zog sie es vor, sich bei der TV-Jugend nicht als trinkfest anzubiedern: "Ich bin nur aus Liebe bereit zu saufen", klärte sie auf und schilderte die Nebeneffekte ihres Hangs, auch beim Heurigen in Abstinenz zu verharren: "Ich bin eine gefragte Heurigen-Gesellschaft." Es würden viele schätzen, "von jemandem, der nüchtern ist, nach Hause gebracht zu werden". Selbstverständlich nach wie vor mit dem Auto; mit 88 verfügt man über einige Erfahrung.

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Auch deutete Tobisch ihren alten Spruch vom "beschissenen Opernball" als Folge einer Reporterprovokation und verwahrte sich dagegen, in ihrem Künstleraltersheim Substanzen einziehen zu lassen ("Bei uns braucht man keine Drogen!") - wie auch, bei aller Milde, den Lugner: "Für ihn fände ich etwas, das ihm mehr Spaß macht." So ging das eine bezaubernde Weile weiter; wie gesagt, ohne Worte für die Regierung, die somit ein wirkliches Imageproblem hat. (Ljubiša Tošic, DER STANDARD, 19.12.2013)

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