"Mit dem heutigen Tag" sollen die Becken des Stadthallenbades dicht sein. Noch stehen aber monatelange Tests an.

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Wien - Bei der Debatte um das Stadthallenbad scheint derzeit nur eines sicher zu sein: Das Bad, das seit Mai 2010 wegen Sanierung geschlossen ist, wird definitiv auch in den nächsten Monaten nicht für die Öffentlichkeit geöffnet werden. Wer an dem Desaster der missglückten Sanierung des Roland-Rainer-Baus Schuld trägt, werden Richter wohl erst nach jahrelangen Rechtsstreitigkeiten klären. Das Fundament dafür wurde schon einmal gelegt.

Architekt Georg Driendl, der Anfang 2013 gekündigte Generalplaner des Stadthallenbades, wurde in dieser Woche eine Klage auf 5,6 Millionen Euro zugestellt. Als Klagsgrund werden von der Wiener Stadthalle unter anderem massive Planungsfehler, nicht erbrachte und fehlerhafte Leistungen angegeben. In der Summe seien unter anderem der Verdienstentgang für das geschlossene Bad sowie zurückgeforderte Honorare enthalten. Driendl seinerseits hatte schon vor Monaten die Wiener Stadthalle auf unbezahlte Honorare in Höhe von 860.000 Euro verklagt.

Das ist noch nicht alles: Hannes Pflaum, Rechtsanwalt von Driendl, weist auf eine Feststellungsklage gegen seinen Mandanten in Höhe von einer weiteren Million Euro hin. "Weitere Forderungen von insgesamt 17 Millionen Euro stehen im Raum", sagt Pflaum.

Das wäre im Übrigen jene Summe, die der Wiener Gemeinderat für die Sanierung des Stadthallenbades genehmigt hat - plus 20 Prozent Spielraum für außertourliche Sanierungsausgaben. "Als Tropfen unter dem Schwimmbecken festgestellt wurden, wusste aber die Stadthalle längst, dass das vorgesehene Budget nicht zu halten ist", sagte Driendl.

Der Architekt kann sich die Kündigung seines Vertrages nach wie vor nicht erklären. Der Baustopp nach dem Auffinden der Lecks im Becken sei völlig unnötig gewesen. "Ohne Baustopp wäre das Bad längst offen."

Die Lecks seien logischerweise erst entdeckt worden, als die Becken nach eineinhalb Jahren Sanierung erstmals Ende 2011 wieder befüllt werden konnten. Die Sanierung hätte man natürlich durchgeführt, so Driendl. Auch wenn die Becken an sich nicht vom Auftrag des Generalplaners umfasst waren.

"Wir waren überrascht, als wir die Lecks entdeckten", sagte Driendl. "Für die Stadt war es aber anscheinend keine so große Überraschung." Denn dort sei die Existenz von Lecks seit Jahren bekannt gewesen. Dabei wurden die Becken erst 1996 vom renommierten deutschen Bäderbauer Zeller saniert.

Das Stadthallenbad soll übrigens in Bälde in eine neu gegründete Kapitalgesellschaft ausgegliedert werden, die ebenfalls eine Tochter der Wien-Holding ist und die wiederum eine 100-Prozent-Tochter der Stadt Wien ist. Bei der Wien Holding sieht man jedenfalls die Misswirtschaft von Driendl belegt. "Es wurden insgesamt 17 Wasserdurchtrittsstellen in den Becken entdeckt", sagt ein Konzernsprecher dem Standard. Auch beim Bäderhygienetest sei das Sanierungswerk von Driendl klar durchgefallen.

Nach dem Überprüfen von sieben Kilometern an Schweißnähten läuft seit Anfang Herbst 2013 die Befüllung und Kontrolle des Hauptbeckens, die wohl erst im Jänner 2014 abgeschlossen sein wird. Danach folgt ein monatelanger Testbetrieb mit Warmwasser sowie ein Bäderhygienetest. Ein Eröffnungsdatum getraut sich kein Verantwortlicher nennen. "Mit dem heutigen Tag sind aber die Becken dicht", heißt es bei der Wien Holding. (David Krutzler, DER STANDARD, 19.12.2013)