Rom - Der Flüchtlingsstrom über das Mittelmeer nach Europa reißt auch mit Einbruch des Winters nicht ab. Die italienische Marine hat 110 Migranten unweit der Insel Lampedusa gerettet. An Bord des in Seenot geratenen Schlauchbootes befand sich auch ein Todesopfer. Noch unklar ist die Todesursache.

Die Staatsanwaltschaft der sizilianischen Stadt Agrigent hat inzwischen Ermittlungen eingeleitet, um festzustellen, ob Migranten im Auffanglager von Lampedusa misshandelt worden sind. Der italienische TV-Sender "Rai 2" und ZDF veröffentlichten eine Videoaufnahme, auf dem Dutzende Flüchtlinge zu sehen sind, die nackt in einem Hof stehen und mit Desinfektionsmitteln abgespritzt werden. Rai zieht Vergleiche zum Umgang mit Gefangenen in den Konzentrationslagern des Dritten Reiches.

"Verantwortliche werden zahlen"

"Man behandelt uns wie Tiere", kommentierte ein syrischer Jugendlicher, der vor zwei Tagen mit seinem Handy die Szene aufgenommen hat. Jeden dritten Tag seien die Flüchtlinge - sowohl Männer als auch Frauen - gezwungen, sich nackt desinfizieren zu lassen.

Der italienische Innenminister Angelino Alfano zeigte sich empört. "Wer für eine solche Behandlung der Migranten verantwortlich ist, wird dafür zahlen", versicherte Alfano. Die Präsidentin der Abgeordnetenkammer, Laura Boldrini, betonte, dass die Behandlung der Flüchtlinge auf Lampedusa eines zivilisierten Landes unwürdig sei. 

Vertragsverletzungsverfahren

Auch die EU-Kommission hat sich erschüttert über den Umgang mit den Flüchtlingen geäußert und juristische Schritte angedroht. "Wir haben eine Untersuchung zur entsetzlichen Behandlung in zahlreichen Auffanglagern eröffnet", erklärte Innenkommissarin Cecilia Malmström am Mittwoch über den Kurznachrichtendienst Twitter.

New images from #Lampedusa are appalling and unacceptable. We are contacting Italian authorities to shed full light over these events /CM

— Cecilia Malmström (@MalmstromEU) 18. Dezember 2013

Ihre Behörde werde auch "nicht zögern, ein Vertragsverletzungsverfahren einzuleiten", warnte sie. Italiens Regierungschef Enrico Letta versprach "gründliche" Ermittlungen zu dem Fall, um "die Verantwortlichen zu bestrafen". (APA/red, derStandard.at, 18.12.2013)