Man muss das schon verstehen, manchmal muss es halt einfach schnell gehen. Sicher, wichtige Entscheidungen, deren Auswirkungen Jahre zu spüren sein werden, gehören penibel vorbereitet oder zumindest überhaupt vorbereitet. Aber: Wenn's pressiert, dann pressiert's halt.

Da kann man nicht lang studieren, nicht groß rumtrödeln. Die Zeiten sind schnell, Macht vergeht noch schneller, und Bundespräsidenten warten auch nicht ewig.

"Ich hatte genau fünf Minuten Zeit, mich zu entscheiden", erklärt uns der neue Landwirtschaftsminister ganz offen. Dabei wollten wir so genau gar nicht wissen, wie Österreichs Politik Weichenstellungen vornimmt. Unternehmen und Behörden mögen Jobs ausschreiben, Bestenlisten erstellen, Hearings abhalten und sonstiges Pipapo veranstalten. Der Spitzenpolitik (wohlgemerkt: Spitzenpolitik im funktionalen Sinne) reicht ein Kandidat aus dem richtigen Bundesland - vorausgesetzt, dem reichen fünf Minuten Bedenkzeit.

Minister nehmen sich 300 Sekunden für ihre Jobentscheidung. Bankchefs unterschreiben, ohne sie gelesen zu haben, komplexe Kontrakte in kurzen Sitzungsunterbrechungen, sagt einer im aktuellen Hypo-Prozess aus. Finanzchefs von Städten unterzeichnen mit links Verträge für Finanzprodukte, die sie nicht verstehen.

Man muss das schon verstehen: Wenn's pressiert, pressiert's. Nachdenken kann man dann ja immer noch. (gra, DER STANDARD, 18.12.2013)