Foto: Cartier

Es funkelt in Paris. Auf den Champs-Élysées tanzen die Leuchtdioden um die Wette, im Grand Palais glitzern hingegen die echten Steine. Hinter dickem Panzerglas hat Cartier rund 600 aus seiner etwa 1000 Stücke umfassenden Archivkollektion zu einer großen Ausstellung über die Geschichte des Hauses aufbereitet. Und das ist äußerst eindrucksvoll anzuschauen.

Ein Stück Kulturgeschichte

Hier wird nämlich nicht nur die Historie eines der berühmtesten Schmuckhäuser der Welt nachgezeichnet, sondern auch ein Stück Kulturgeschichte. Als die Moderne figurativen Formen den Kampf ansagte, waren es die Schmuckstücke von Cartier, in denen die neue Neigung zur Geometrie ihren Ausdruck fand. Als die westliche Welt sich in der Faszination für Japan überbot, verlieh Cartier dem Japonismus in Form wertvoller Preziosen Gestalt. Das von Louis-François Cartier Mitte des 19. Jahrhunderts gegründete Haus stieg bald zum königlichen Lieferanten auf.

Man belieferte gleichermaßen Maharadschas und reiche amerikanische Erbinnen. Ein guter Teil der Schau ist denn auch berühmten Kundinnen und Kunden des Hauses und ihren teilweise doch etwas sonderbaren Schmuckfantasien gewidmet, von Elizabeth Taylor bis María Félix. Noch spannender ist die Ausstellung dort, wo sie die Entwicklungen der Schmuckgeschichte nachzeichnet. Es sind nicht immer nur die großen Artefakte, die den Geist einer Zeit wiedergeben. Manchmal sind es auch die kleinen. (Stephan Hilpold, Rondo, DER STANDARD)