Bastelidee für ein langes Wochenende.

Foto: keacher.com

1986 brachte Apple den Macintosh Plus auf den Markt. Wer so alte Rechner ordentlich behandelt und gelagert hat, kann sie heute noch verwenden. Oder eher einschalten und alte Programme darauf laufen lassen. Denn damit im Web zu surfen ist nicht ohne weiteres möglich, zumal das WWW erst 1989 seine Anfänge nahm. Jeff Keacher hat das Projekt dennoch in Angriff genommen und auf seiner Website dokumentiert.

8-MHz-Prozessor

Die Ausstattung dürfte vor allem jüngere Generationen erstaunen, die zu den Anfangszeiten der PCs noch nicht auf der Welt waren. Der Macintosh Plus verfügt über einen 8-MHz-getakteten Prozessor, 4 MB Arbeitsspeicher, 50 MB Festplattenspeicher und ein Schwarz-Weiß-Display mit einer Auflösung von 512 x 342 Pixel. Selbst billigste E-Book-Reader und Low-End-Handys sind heute leistungsstärker.

Software "aus den staubigen Ecken des Internets"

Um mit dem "antiken" Mac im Web zu surfen, benötigt dieser einen Browser, ein TCP/IP-Stack sowie einen Netzwerkanschluss. Alle drei Dinge sind auf dem Gerät von Haus aus nicht vorhanden. Die Lösung für den Browser fand der Bastler auf einer "längst vergessenen FTP-Seite in den staubigen Ecken des Internets". Der Browser MacWeb 2.0 ist alt genug, um noch auf dem Mac zu laufen, und modern genug, um mit HTML-Seiten und HTTP-Verbindungen zurechtzukommen. Für das TCP/IP-Stack griff er auf MacTCP zurück.

Auftritt: Raspberry Pi

Die größte Herausforderung sei jedoch gewesen, den Mac mit dem Netzwerk zu verbinden, da der Rechner über keinen Ethernet-Anschluss, geschweige denn das erst viel später erfundene WLAN verfügt. Anstatt eines teuren SCSI-to-Ethernet-Adapters setzte Keacher einen Raspberry Pi ein, den er mit einem Pegelwandler, alten Adaptern und einem seriellen Kabel an den Mac anschließen konnte. Über den günstigen Rechner konnte er sich ins Internet einwählen. Mithilfe eines PPP-Clients und des PPP-Servers SLiRP konnte er die Kommunikation zwischen den verschiedenen Komponenten herstellen.

Tüftelarbeit

Allerdings ist der alte Browser MacWeb 2.0 für moderne Technologien wie CSS, Cookies, Javacript oder auch nur Bilder nicht gerüstet. Ein Bekannter entwickelte für Keacher daraufhin eine Software, die alle Inhalte ausfiltern kann, mit denen der Browser nicht zurechtkommt. Mit dieser Lösung kann Keacher nun im Web surfen und Seiten wie Wikipedia ansehen.

Screenshots auf seiner Website zeigen, wie die Seite auf dem Mac dargestellt wird. Der Aufbau der Seiten dauert laut Keacher allerdings mehrere Minuten. Aber immerhin hat er es geschafft, den 27 Jahre alten Mac ins Web zu bringen. (br, derStandard.at, 17.12.2013)