Eines Tages wird möglicherweise eine Person muslimischen Glaubens als Minister(in) oder Staatssekretär(in) angelobt werden. Wenn diese Person dann zum Bundespräsidenten sagt: "Ich gelobe, Allahu akbar!" (Gott ist groß!) - dann wird es spannend, wie die fortschrittlichen Kräfte in diesem Land reagieren. Mit "Religion ist Privatsache und hat bei einem Staatsakt nichts verloren" - oder mit "Das ist nur ein Zeichen der Gleichberechtigung aller Religionen" (der Islam ist seit 1912 anerkannt).

Auslöser für diese Überlegungen ist der neue Landwirtschaftsminister Andrä Rupprechter, der die Eidesformel mit doppeltem religiösem Zusatz sprach: "Herr Bundespräsident, ich gelobe, so wahr mir Gott helfe und vor dem heiligen Herzen Jesu Christi."

Die religiöse Gelöbnisformel "So wahr mir Gott helfe" ist nicht unüblich (von den deutschen Bundeskanzlern etwa ließ sie nur Schröder weg). Sie könnte in einer toleranten Gesellschaft als Zeichen genommen werden, dass eine religiöse Person sich einer besonderen, höheren Unterstützung bei der bestmöglichen Ausübung seines/ihres Amtes versichern möchte. Der Tiroler Rupprechter fügte allerdings noch das "heilige Herz Jesu Christi" hinzu. Das geht auf einen Kampfruf aus dem Krieg 1796 zurück, lebt aber in den "Herz-Jesu-Feuern" auf den Tiroler Bergen noch fort. Also eine tirolerische Extraportion religiöser Inbrunst in der Regierung. (Hans Rauscher, DER STANDARD, 17.12.2013