Berlin - Das Göttinger Institut für Demokratieforschung hat den Grünen einen 118-seitigen Zwischenbericht zur Untersuchung pädophiler Strömungen innerhalb der Partei übergeben. Das Forscherteam unter der Leitung des Politikwissenschafters Franz Walter kommt dabei zu dem Schluss, dass die "Bundesarbeitsgemeinschaft Schwule, Transsexuelle und Päderasten" der Grünen explizit forderte, Sex mit Minderjährigen straffrei zu stellen.

Seit einem halben Jahr untersuchen die Wissenschaftler die interne Debatte der Grünen zu diesem Thema in den 1980er Jahren. Erst 2014 soll das Endergebnis präsentiert werden. Schon vor Beginn ihrer Arbeit wurde festgelegt, dass die Grünen weder Einfluss auf die Arbeitsweise noch auf Datum oder Inhalt der Veröffentlichung des Berichtes nehmen können.

Eingang ins Grundsatzprogramm

In dem Zwischenbericht beschreiben die Forscher, wie pädophile Positionen 1980 Eingang in das Grundsatzprogramm der Grünen fanden. So hätten die Grünen "aufgrund ihrer organisationsstrukturellen und kulturellen Eigenschaften einen besonderen Resonanzboden für Anliegen von Minderheiten und Randgruppen verschiedener Couleur" geboten. Pädophilen Kräften war es demnach möglich, "ihre Ansichten und Forderungen in den Willensbildungsprozess der Grünen einzuspeisen."

Gleichzeitig stellt der Zwischenbericht aber auch klar, dass bereits Mitte der 1980er Jahre "pädophile Postulate und ihre Aktivisten" bei den Grünen eindeutig "in eine minoritäre Position" geraten. Die Pädophiliedebatte war "keineswegs jemals Kern der Parteientwicklung oder Parteiidentität" der Grünen.

Im Fazit gibt es auch eine dezidierte Aufforderung zur Vergangenheitsbewältigung: Es sei "seitens der Grünen ganz unvermeidbar, sich zu erinnern, auch wenn es qualvoll und 'elektoral abträglich' sein mag". (red, derStandard.at, 16.12.2013)