Siemens Österreich hat im abgelaufenen Geschäftsjahr 2012/2013 bei etwas weniger Umsatz ein deutlich geringeres Ergebnis erzielt. Auch ein Personalabbau wird durchgezogen. Siemens Österreich-Generaldirektor Wolfgang Hesoun zeigte sich heute Montag bei der Bilanzpressekonferenz in Wien trotzdem zuversichtlich und verwies auf die gut gefüllten Auftragsbücher.

Im abgelaufenen Geschäftsjahr haben zwei Österreicher die Siemens-Konzernführung in München verlassen: Siemens-Chef Peter Löscher und Vorstandsdirektorin Brigitte Ederer mussten ihre Posten in der Konzernzentrale räumen. Hesoun betonte heute, seine jahrzehntelange ungebrochene Freundschaft mit Ederer sei intakt. Die Lage von Siemens Österreich im Konzern sei auch ohne Österreicher im Gesamtvorstand "unverändert positiv": Die jetzigen Proponenten würden die Situation in Österreich sehr gut kennen. "Ich sehe keine Veranlassung, hier eine Verschlechterung zu erkennen", sagte Hesoun. Vor kurzem kolportierten Verkaufsgerüchten zur Siemens VAI in Linz erteilte er eine Absage. Zwar sei die Lage am Metallmarkt schwierig, aber die Siemens VAI stehe "nicht in Frage".

"Nicht so schlecht"

Die heute angelobte neue österreichische Bundesregierung kommentierte Hesoun gelassen. Er sehe keinen Grund für überschäumenden Jubel, aber auch nicht für eine Depression - "Vakuum ist sicher die schlechteste Situation", meinte er im Rückblick auf die Zeit der Regierungsbildung. Er habe sich auch vorher "nicht wirklich gefesselt gefühlt", konnte er sich eine Spitze zum ÖVP-Slogan "Entfesselung der Wirtschaft" nicht verkneifen. Aus der Krise kommend sei die Lage für Siemens Österreich "nicht so schlecht".

Siemens ist in Österreich in der "Siemens AG Österreich" aufgestellt, in der rund 8.300 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter rund 2,7 Mrd. Euro Umsatz erzielten. Bei "Siemens in Österreich" arbeiten 12.550 Mitarbeiter und erzielen insgesamt 3,5 Mrd. Euro Umsatz. In Österreich liegt auch die Verantwortung für insgesamt 19 Länder im CEE-Cluster, hier wurden mit 33.300 Mitarbeitern rund 7,6 Mrd. Euro Umsatz erzielt.

Derzeit findet wegen verschiedenster Gründe ein Personalabbau statt, einer davon ist das konzernweite Sparprogramm. In Österreich werden einvernehmliche Lösungen angestrebt, Altersteilzeit und Gleitpension sollen die Maßnahmen abfedern, erläuterte Hesoun. Unterm Strich blieben 100 Kündigungen über, die bis Mitte nächsten Jahres abgewickelt sein sollen.

ÖBB-Auftrag für 100 Nah- und Regionalverkehrszüge

Wachstumsperspektiven sieht Hesoun nach wie vor in der Infrastruktur, in der Medizintechnik und im Verkehr. Als Höhepunkte des Geschäftsjahres nannte er den ÖBB-Auftrag für 100 Nah- und Regionalverkehrszüge (Desiro ML) mit ca. 550 Mio. Euro Auftragsvolumen, die Lieferung von Drehgestellen und Radsätzen für Regionalzugwagen für Großbritannien sowie Aufträge im Trafo- und im Windkraftgeschäft.

Im abgelaufenen Geschäftsjahr (per 30.9.2013) ist der Umsatz der Siemens AG Österreich von 2,872 Mrd. Euro (GJ 2012) um 4,5 Prozent auf 2,735 Mrd. Euro gefallen. Die Zahl der Mitarbeiter ist von 8.932 auf 8.284 gesunken. Das EGT fiel von 596,9 auf 448,9 Mio. Euro. Der Bilanzgewinn sank von 787,6 auf 520,7 Mio. Euro. Stark gestiegen ist der Auftragseingang, nämlich um 45,4 Prozent von 2,1 auf 3,1 Mrd. Euro. Der Exportanteil stieg von 42 auf 59 Prozent.

Angesprochen auf den Mitarbeiterrückgang wurde vom Finanzvorstand Reinhard Pinzer auf die Ausgliederung der Telekom-Sparte verwiesen. Umgekehrt wurde die Trafo-Sparte eingegliedert. Einige Sonderfaktoren, wie etwa Rückstellungen für einen Geschirrspüler-Rückruf, würden das Ergebnis belasten. (APA, 16.12. 2013)