Michael Wale, Präsident von Starwood Hotels & Resorts.

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Standard: Sie haben derzeit neun Marken unter dem Dach von Starwood Hotels & Resorts. Genug?

Wale: Wir sind mit dem Portfolio zufrieden. Die Fokussierung auf das Premium- und Luxussegment war richtig. Mit St. Regis, W Hotels und Luxury Collection, zu der das Imperial und das Bristol in Wien gehören, haben wir drei starke Marken mit 170 Standorten. Das macht uns zum größten Betreiber von Luxushotels weltweit. Insgesamt haben wir 1200 Hotels.

Standard: Wirtschaftskrisen scheinen am Luxussegment abzuperlen?

Wale: Es ist zumindest interessant zu beobachten, wie rasch das Wachstum in dem Bereich nach dem Einbruch von 2007/08 zurückgekehrt ist. Es gibt viele Wohlhabende, die sich diesen Lebensstil leisten können, unabhängig davon, wie ihre persönlichen Geschäfte laufen. Im Luxussegment werden wir in den nächsten zehn bis 15 Jahren wegen der demografischen Entwicklung einen Wachstumsschub sehen.

Standard: Die Ansprüche der Gäste ändern sich?

Wale: Wir müssen uns permanent erneuern. Immer mehr Wohlhabende zieht es in ausgefallenere Destinationen. Auch sonst hat sich vieles geändert. Inzwischen ist es so, dass man einen Fünf-Sterne-Gast äußerlich nicht mehr von einem Gast unterscheiden kann, der in einem Budget-Hotel nächtigt. Mit Aloft und Four Points by Sheraton sind wir im Midscale-Segment aktiv, im Budgetbereich nicht. Letzterer ist sehr wettbewerbsintensiv, wo viele verschiedene Marken um Gäste buhlen.

Standard: Keine Angst vor Kannibalisierung zwischen den Marken?

Wale: Nein. Wenn wir die Abdeckung unserer Marken anschauen, sehen wir noch genug Wachstumschancen. Sheraton ist unsere größte Marke, 500 Hotels weltweit tragen dieses Label. Le Meridian und Westin kommen auf jeweils gut 100 Standorte, die anderen Marken sind weniger verbreitet. Unsere Strategie heißt Wachstum.

Standard: Wovon hängt es ab, ob Sie in ein Land gehen oder nicht?

Wale: Standort und geeignete Partner. Wir sind als First Mover bekannt, waren die Ersten, die in den Siebzigerjahren nach Afrika gegangen sind, und waren 1985 auch die Ersten in China. Erst vor drei Wochen haben wir in Südsudan, dem jüngsten Staat der Welt, einen Vertrag für ein Sheraton-Hotel in der Hauptstadt Juba unterschrieben - erneut als Erste.

Standard: Haben Sie Pläne für zusätzliche Hotels in Österreich?

Wale: Wir haben schon acht, darunter drei in Wien und in Salzburg. Derzeit gibt es keine konkreten Ideen. Kürzlich haben wir in Verbier in der Schweiz unser erstes Ski-Resort eröffnet, ein W Hotel. Ich mag das. Möglicherweise sollte das nächste in Österreich sein, warum nicht?

Standard: Die Hotelpreise sind in Österreich im internationalen Vergleich niedrig. Schreckt Sie das?

Wale: Die Bettenzahl ist in Wien zuletzt stark gestiegen, weitere Hotels sperren auf. Wir sagen, Wettbewerb ist gut. Neue Hotelmarken bringen in der Regel auch neue Gäste, womit sich auch neue Möglichkeiten ergeben. Es ist zweifellos herausfordernd, aber das hält fit. Unser Vorteil ist, dass Hotels wie das Imperial oder das Bristol schwer nachzuahmen sind. Wir haben dort viel investiert und werden das auch in Zukunft tun. Solange wir ein gutes Produkt liefern, müssen wir uns keine Sorgen machen.

Standard: Welche Region wächst am schnellsten?

Wale: Asien/Pazifik, vor allem China. Wir haben dort rund 100 Hotels, weitere 100 sind geplant.

Standard: Wie schaut die Starwood-Gruppe in 20 Jahren aus?

Wale: Noch internationaler. Alle Marken werden wir zumindest dreimal aufgefrischt haben. Nordamerika bleibt weiter wichtig, allein deshalb, weil es in den USA mehr Millionäre gibt als je zuvor. Die Mehrzahl unserer Hotels wird aber außerhalb der USA stehen.

Standard: Welche Bedeutung hat das Hotel Bristol für Starwood?

Wale: Es ist ein Stück Wiener Geschichte, ein Art-Deco-Juwel, das wir jetzt aufgefrischt haben. Wir sind Betreiber, nicht Besitzer des Hauses. Das Bristol gehört der Familie Sacher, die lokale Expertise hat und die umgekehrt von einer starken Marke und einem starken Vertriebssystem profitiert. Eine Win-win-Situation für beide. (Günther Strobl, DER STANDARD, 14.12.2013)