Österreich im Dezember 2013: die Nationalratswahlen sind geschlagen, und die meisten Parteien sind mit ihrem Ergebnis unzufrieden. Unter ihnen auch jene, welche die letzten 5 Jahre österreichischer Politik am meisten geformt haben – die SPÖ und die ÖVP. Nun droht uns eine Fortsetzung der großen Koalition, der Koalition des verwalteten Stillstandes, und nun treibt sie hässlichere Blüten denn je.

Stillstand aus vollen Rohren

Neben vielen "Un-Änderungen" zeigt sich der österreichische Stillstand besonders in einem Bereich, nämlich jenem, dem er am meisten schadet. In der Bildung, Forschung und Wissenschaft. Während große Würfe im Bildungsbereich alle überrascht hätten, hören wir aus dem Wissenschaftsbereich wahrhaft große Änderungen. Denn das Wissenschaftsministerium soll aufgelöst werden.

Allein wir fragen uns, wo darin der Mehrwert liegt, der Vorteil, der Gewinn, die große Chance für Österreich. Niemand sieht sie, keiner findet sie: denn es gibt sie nicht. In der gesamten zivilisierten und fortschrittlichen Welt gibt es eigene Bereiche, die Wissenschaft, Forschung und Entwicklung fördern und unterstützen. Nur nicht in Österreich?

Ein Gruß aus der Vergangenheit

Tatsächlich gab es ein Wissenschaftsministerium seit 1970. Wir erinnern uns: Bruno Kreisky hatte eine resolute Dame namens Hertha Firnberg zuerst zur Ministerin ohne Portfeuille gemacht und danach zur ersten Wissenschaftsministerin der 2. Republik erhoben. Dies war nicht nur ein beispielhafter Schritt für die Förderung von Frauen in Führungspositionen, sondern hat auch der Wissenschaft und Forschung einen neuen, ungeahnten Stellenwert zugewiesen.

1970, das war vor 43 Jahren. Heute, im Jahr 2013, an einem 13. Freitag soll das Ministerium zu Grabe getragen werden und die Verantwortung über einen riesigen Bereich in das Wirtschaftsressort fallen. Zu einem Minister, der seit Ende seines Studiums 1980 mit Wissenschaft wenig Berührung hatte. Sicherlich, Herr Töchterle war nicht der unumstrittenste Minister in diesem Haus am Minoritenplatz, Unwissenheit über universitäre Prozesse und Anliegen konnten dem ehemaligen Rektor der Universität Innsbruck jedoch nicht unterstellt werden.

Aktiv werden

Viele Gründe sprechen dafür, ein eigenständiges Ministerium für Wissenschaft und Forschung zu unterhalten, gleich, ob es mit den Agenden des Bildungsministeriums Überlappungen oder größere Kollaboration gibt. Nicht nur die Vermutung, dass im Wirtschaftsministerium der Fokus auf andere Forschungs- und Wissensbereiche gelegt werden könnte, oder dass es international vorsintflutlich ist, diese Agenden nicht adäquat zu vertreten. Nicht nur der Gedanke, dass ein Wirtschaftstreibender nicht das beste Aushängeschild ist für breite universitäre Wissenschaft und Forschung. Nicht nur die Hoffnung, dass Wissenschaft und Forschung uns eine bessere Zukunft ermöglichen. (Leserkommentar, Julian Wenninger, derStandard.at, 13.12.2013)