Mia Eidlhuber
Was Lesefreude schafft
Die große Marie-Luise Scherer hat 20 Jahre lang literarische Reportagen geschrieben. Jetzt wurde Die Hundegrenze (1994 im Spiegel erschienen) wiederaufgelegt (Matthes & Seitz, 14,90 €). Große Literatur!
Was für Spannung sorgt
"Geträumt, dass ich tot bin und träume": Wolfgang Herrndorfs Blog nach der Krebsdiagnose (Glioblastom) Arbeit und Struktur – nach seinem Tod ein Buch (Rowohlt, 20,40 €) – zieht einem den Stecker.
Was heiter stimmt
"Listen sind Seufzer des Glücks", sagt Multitalent Tex Rubinowitz. Die sieben Plurale von Rhabarber (Rowohlt, 9,30 €) handeln von "Warum Frauen Salat essen" bis zu "Einfache Hausmittel".
Alexandra Föderl-Schmid
Was Lesefreude schafft
San Miguel ist eine unwirtliche Insel vor der Küste Kaliforniens. T. C. Boyle hat seinen Roman (Hanser-Verlag, 23,60 €) dorthin verlagert, schildert das Leben aus der Sicht dreier Frauen – man bleibt dran.
Was für Spannung sorgt
Warum gibt es in manchen Staaten Wohlstand, in anderen nicht? Dieser Frage gehen Daron Acemoglu und James Robinson in Warum Nationen scheitern (S. Fischer, 25,70 €) nach – lehrreich und spannend!
Was heiter stimmt
Nicht wirklich heiter ist die Sicht von Miriam Gebhardt auf die deutsche Frauenbewegung in Alice im Niemandsland (DVA, 20,60 €). Aber sie zeigt: Es gibt Galionsfiguren jenseits von Alice Schwarzer.
Michael Freund
Was Lesefreude schafft
Neben den großen Rückblicken kann man sich noch rechtzeitig auf das Jahr davor einlassen: 1913, in seiner Alltäglichkeit und Ahnungslosigkeit schön porträtiert von Florian Illies (Fischer, 20,60 €).
Was für Spannung sorgt
"Nur" ein Gebäude, aber wie es gegen Bürokratie und Baulöwen verteidigt wurde, das hat was: Bernhard Leitner beschreibt Die Rettung des Wittgensteinhauses in Wien vor dem Abbruch (Ambra, 35 €).
Was heiter stimmt
Jede Woche stimmt Harald Martenstein im Zeit-Magazin heiter, nun auch als Weihnachts(!)-Geschichtenerzähler in Freuet euch, Bernhard kommt bald! (Bertelsmann, 12,40 €).
Stefan Gmünder
Was Lesefreude schafft
Von Liebe, Selbstbetrug, unruhigen Nächten und Ausbrüchen aus flügellahmen Leben handelt Tschechows Erzählung Die Dame mit dem Hündchen (Insel, € 14,40). Mit Zeichnungen von Hans Traxler!
Was für Spannung sorgt
Pier Paolo Pasolini gingen die regulären Denkertruppen am Allerwertesten vorbei. In den Freibeuterschriften (Wagenbach, € 11,30) schrieb er über Konsum – und jene Gewalt, der er 1975 zum Opfer fiel.
Was heiter stimmt
Hägar, Sven, Helga und der Wahnsinn eines Wikingerlebens. Dik Brownes Hägar-der-Schreckliche-Band Können Hiebe Sünde sein (Goldmann, € 6,20) schmückt den Gabentisch und beruhigt die Seele.
Ronald Pohl
Was Lesefreude schafft
Karl, Herzog von Blankenburg, sammelt Kostbarkeiten wie andere schlechte Gewohnheiten. Seine wertvollste ist die Musik Wagners. Élémir Bourges' Roman Götterdämmerung (Manesse, € 24,95) sättigt köstlich.
Was für Spannung sorgt
Die letzte Überlebende ist eine Frau, die Hypothesen über ihr Alleinsein zusammenzimmert. David Marksons Wittgensteins Mätresse (Berlin-Verlag, € 22,99) lehrt angehende Philosophiestudenten das Gruseln.
Was heiter stimmt
Der klügste Autor östlich der Elbe war Peter Hacks. In Zur Romantik (Konkret Literatur Verlag, € 12,90) lieferte er den Nachweis, warum die deutschen Romantiker Agenten
der englischen Krone waren.
Christian Schachinger
Was Lesefreude schafft
Neurotische New Yorker Juden auf dem Land. Im neuen Haus versteckt sich die greise Anne Frank. Mit Hoffnung (Berlin-Verlag, € 15,99) wird Shalom Auslander zum Woody Allen für Hartgesottene.
Was für Spannung sorgt
Rammstein-Sänger Till Lindemann hat In Stillen Nächten Gedichte geschrieben (Kiepenheuer & Witsch, € 17,50). Alles da: rollendes Rrrrr, Blut und Hoden, Porno und Pointen. Geht das gut? Jawoll, ja!!!
Was heiter stimmt
Filmstar Richard Burton war streitlustig, griesgrämig, melancholisch, mit Elizabeth Taylor verheiratet, ein begnadeter Säufer – und er hatte Humor. Lesen Sie seine Tagebücher (Haffmans, € 36,–)!
Andrea Schurian
Was Lesefreude schafft
Bei Im Stein (S. Fischer, € 23,70) lässt Clemens Meyer sein Sprachgewitter auf abgründige Halb-, Unter- und Schattenwelten der Huren, Zuhälter und Ganoven prasseln. Schonungslos. Liebevoll.
Was für Spannung sorgt
Zdenka Becker dient Der größte Fall meines Vaters (Deuticke, € 19,50), beruhend auf einer wahren Gruselstory, als Hintergrund einer Vater-Tochter-Beziehung im real existiert habenden Sozialismus.
Was heiter stimmt
Darf man? Ja man darf. Kunst hassen (Tropen Sachbuch, € 12,40), vor allem den verlogenen Betrieb drum herum. Erst recht, wenn man Kunst so sachkundig liebt wie die Journalistin Nicole Zepter.
Christoph Winder
Was Lesefreude schafft
Den derzeit "feinsten Erzähler deutscher Sprache" nennt ihn die SZ: Wolf Wondratschek verfolgt in Mittwoch einen Tag hindurch unterschiedlichste Lebensgeschichten. Federleicht. (Jung & Jung, € 22,–)
Was für Spannung sorgt
Die Vertreibung aus dem Paradies – ein Jahr danach heißt ein brillanter Vortrag, den Wolfgang Pohrt kürzlich an der "Angewandten" hielt: eine kleine Desillusionsgeschichte der Linken. (Hochroth, € 10,–)
Was heiter stimmt
Der Rüpel als Zeitemblem: Thomas Mießgang analysiert in Scheiß drauf – Die Kultur der Unhöflichkeit scharfsinnig Tendenzen und Ambivalenzen des gegenwärtigen Sittenverfalls. (Rogner & Bernhard, € 20,–)
Autoren des STANDARD haben auch heuer Bücher geschrieben (und Musik gemacht).
Gregor Auenhammer befasst sich in Nicht auf die Größe kommt es an (Metro) mit "Großartigem und Unvermutetem" aus Österreich.
Armin Baumgartner hat Literatur in Anthologien publiziert, u. a. in Zu(Gabe) und Ouviepo (Das fröhliche Wohnzimmer).
Matthias Cremer hat für "25 Jahre DER STANDARD" (edition lammerhuber) seine besten Fotografien zusammengestellt.
Alexandra Föderl-Schmid stellt in Journalisten müssen supersauber sein (Picus) die Ethik der Medien zur Debatte.
Michael Freund schreibt in Der dokumentarische Comic (Bachmann) ein Kapitel über den Vietnam- und Irakkrieg im Doonesbury-Strip und in A Space Called Public (Walter König) über Das Internet als Kampfplatz.
Von Renate Graber erschien bei Ueberreuter: Anders gefragt - 25 Gespräche und Begegnungen.
Gudrun Harrer publiziert bei Routledge ein Werk über das irakische Atomprogramm: Dismantling the Iraqi Nuclear Programme.
Von Andrea Heigl erschien Mit einem Koffer voll Hoffnung. Österreich als neues Zuhause - 15 Lebensgeschichten. (Residenz)
Dominik Kamalzadeh schrieb mit Michael Pekler ein Buch über Terrence Malick (Schüren).
Von Christine Nöstlinger erschien Glück ist was für Augenblicke (Residenz ) Nach Gesprächen mit Doris Priesching.
Von Christian Schachinger mit Shampoo Boy: das Album Licht (Blackest Ever Black, London)
Eine Auswahl der Karikaturen von Oliver Schopf ist bei Molden erschienen: Beim Schopf gepackt.
Gerfried Sperl gibt die Zeitschrift Phoenix heraus. Ausgabe 3/2013 über den "vermessenen Wähler."
Die STANDARD-Sportredaktion über Ex-Spitzensportler: Das wurde aus ... 75 Porträts (Egoth).
Von Thomas Trenkler: Das Zeitalter der Verluste (Czernin) sowie mit Rita Newman: Ich fiel in eine Welt. Gespräche über die Kunst und das Leben (Brandstätter). (Album, DER STANDARD, 14./15.12.2013)