Wien - Wie von SPÖ und ÖVP angekündigt, soll in den kommenden fünf Jahren die Umstellung auf Ganztagsschulen vorangetrieben werden. Künftig muss an jedem Standort "mindestens eine Klasse pro Jahrgang" ganztägig geführt werden, heißt es in einem der APA vorliegenden SPÖ-Papier, in dem das Regierungsprogramm aufbereitet wird. Die ÖVP sieht in ihrem Papier "zusätzliche Betreuungsmöglichkeiten ohne Zwang".

Die SPÖ hatte sich im Wahlkampf massiv für einen flächendeckenden Ausbau der verschränkten Ganztagsschule mit einem Wechsel aus Unterricht, Frei- und Lernzeit eingesetzt, die ÖVP hingegen auf Wahlfreiheit der Eltern gepocht. Für den "verpflichtenden Ausbau der Ganztagsschulen" sollen zusätzliche 400 Millionen Euro aufgewendet werden, heißt es in dem Papier. Das würde genau jener Erhöhung der Mittel zwischen 2014 und 2018 entsprechen, die die alte Regierung bereits mit den Ländern vereinbart hat: von bisher 80 auf 160 Millionen Euro pro Jahr.

Mehr Mitsprache für Direktoren

Unter dem Titel "Stärkung der Schulautonomie" sollen Direktoren mehr Mitsprachemöglichkeiten bei der Auswahl von Lehrern und mehr Gestaltungsspielraum beim Einsatz finanzieller Mittel bekommen, wie die SPÖ hervorhebt. Bei der ÖVP ist nur von mehr Gestaltungsspielräumen an Schulen die Rede.

Weitere geplante Maßnahmen laut SP-Papier: Das letzte, verpflichtende Kindergartenjahr und die ersten beiden Volksschuljahre sollen zu einer "gemeinsamen Schuleingangsphase" werden. Die ÖVP spricht hier von "Übergangsmanagement". Außerdem soll auch über diese Zeit hinaus an den Volksschulen "an jeder Schule" jahrgangsübergreifendes Unterrichten, bei dem Schüler unterschiedlichen Alters eine Klasse besuchen und innerhalb der Gruppe der Unterricht differenziert stattfindet, möglich sein. Für Kinder mit Sprachproblemen soll es verpflichtende Intensivkurse geben (SPÖ).

Im ÖVP-Papier heißt es außerdem, dass Schüler, die wegen Deutschproblemen als nicht schulreif eingestuft würden, "verbindlich in eigenen vorbereitenden Klassen" - sprich: in der Vorschule - unterrichtet werden müssen. Erst vor dem Sommer hatten sich SPÖ und ÖVP geeinigt, dass Deutschkenntnisse mehr Einfluss darauf haben sollen, ob Kinder als schulreif eingestuft werden. Ob sie dann verpflichtend in Vorschulen oder integrativ in der Volksschule Sprachförderung erhalten, sollte eigentlich jeder Schule überlassen werden.

Sprachfeststellungen für Vierjährige

Laut ÖVP-Papier sollen außerdem Bund, Länder und Gemeinden gemeinsam umfassend den "Entwicklungsstand (Schwerpunkt Sprachstandfeststellung)" von Vierjährigen erheben sowie pädagogische Informationen leichter von den Kindergarten an die Volksschulen weitergeleitet werden können. Außerdem soll es demnach mehr Sprach- sowie Begabungsförderung geben. Die Volksschulen selber sollen die Kulturtechniken Lesen, Schreiben und Rechnen besser vermitteln.

Im SPÖ-Argumentarium findet sich die "tägliche Bewegungseinheit" in allen Schulformen. Diese ist bereits seit dem laufenden Schuljahr an allen ganztägigen Schulen und damit für ein Fünftel aller bis 14-Jährigen Pflicht. Zusätzlich soll es ab der 6. Schulstufe im Geschichtsunterricht ein Pflichtmodul "Politische Bildung" geben, schulautonom kann auch ein eigenes Fach eingerichtet werden.

Keine Änderung bei Schulsystem

Keine Änderungen gibt es laut Handreichungen der Parteien bei der Schulform der 10- bis 14-Jährigen, zu der sich SPÖ und ÖVP im Wahlkampf und noch bei den Koalitionsverhandlungen ein Match Gesamt- versus differenziertes Schulsystem geliefert hatten. Die Volkspartei jubiliert, dass "die Wahlfreiheit im Bildungssystem (...) gesichert" sei und das Gymnasium in derzeitiger Form erhalten bleibe. Im SPÖ-Papier findet sich dazu gleich gar keine Aussage.

Und auch zu den umstrittenen Kompetenzen für die Bundes- bzw. Landeslehrer gibt es keine Aussagen: Das deutet darauf hin, dass AHS- und BMHS-Lehrer weiter beim Bund bleiben, die Pflichtschullehrer bei den Ländern. (APA, 12.12.2013)