Zum "Fahrradjahr" hatte die Stadt Wien das Jahr 2013 ausgerufen. Unbestrittener Höhepunkt war die internationale Konferenz Velo City mit mehr als 160 Veranstaltungen rund ums Radfahren. Dennoch tragen die Parteien nach wie vor ihre Konflikte auf dem Rücken der Radlerinnen und Radler aus - Stichwort Mariahilfer Straße.

Mit fröhlicher Fahrradwiederbelebung in Form eines Besuchs von Reanimated Bikes starteten wir ins Jahr 2013. In ihrer Werkstatt samt Ladenlokal in der Wiener Westbahnstraße sagen zwei junge Männer der Wegwerfgesellschaft den Kampf an, indem sie "Fahrradleichen" zu einer neuer Identität als Stadtflitzer verhelfen.

Foto: derStandard.at/tinsobin

Am 26. Jänner versammelten sich in Salzburg Vertreter und Vertreterinnen aller Radverkehrsvereine Österreichs, um die gemeinsame "Radlobby Österreich" zu gründen. Ziel der Bundesvertretung der heimischen Fahrradinitiativen ist, dem Fahrrad zu voller verkehrspolitischer Anerkennung zu verhelfen.

Foto: http://www.radlobby.at

Mitte Februar kündigte der grüne Gemeinderat Christoph Chorherr eine Entschärfung der für Radlerinnen und Radler riskanten Passage am Getreidemarkt zwischen Lehargasse und Operngasse an. Bis Juni hieß es, sollte der Radweg ausgebaut werden. In Folge gab es einen "Shitstorm" auf der Facebook-Seite der Wiener Grünen. Unsere Video-Redakteurin Maria von Usslar wagte einen Selbstversuch. Der aktuelle Stand: Bis dato wird der Radweg neu verhandelt.

Foto: derStandard.at/Marion Bangerter

Drei Grad, eisiger Wind und Nieselregen hielten tausende Radbegeisterte am 7. April nicht davon ab, an der Radparade im Rahmen des ARGUS Bike Festivals in Wien teilzunehmen. Zwei Runden wurde tapfer um den Ring geradelt. Spaß gemacht hat es trotzdem.

Foto: Karin Ahamer

Drei Jahre lang tüftelte das Studio Bezdeka am Upcycle-Kinderrad. Ende April war das Ergebnis da: Es heißt "Woom" und ist ein knallrotes Kinderrad, das mitwächst. Wir besuchten Produktdesigner Christian Bezdeka in seinem Studio in der Favoritenstraße.

Foto: bezdeka

Am 7. Mai war es soweit: Vier Jahre nach dem Antrag wurde der Radweg durch die Operngasse und Margaretenstraße in Wien-Wieden als erster in der Bundeshauptstadt von der Benutzungspflicht ausgenommen. Radler dürfen nun stadtauswärts zwischen Radweg und Busspur wählen.

Foto: christian fürthner/pid

Ebenfalls im Mai stellte das Institut für Verkehrswissenschaften der TU Wien gemeinsam mit dem Umweltbundesamt und dem Planungsbüro "Komobile w7" die Wiener Diagonale vor. Eine neue Ampel-Querungslösung, die die oft schier endlosen Wartezeiten für Radfahrer und Fußgänger verkürzen soll. Wann die Lösung realisiert wird, ist offen. 

Foto: TU Wien

Im Februar hatte die Wiener Agentur "departure" zum "Cycling Affairs"-Wettbewerb aufgerufen. Die Resonanz war gewaltig: Bis April hatten knapp 250 Interessenten ihre Verbesserungsvorschläge fürs Radfahren in der Stadt eingereicht, Anfang Juni standen die Gewinner fest.

Foto: departure

Der unbestrittene Höhepunkt des Fahrradjahres 2013 war die Velo City: Die internationale Fahrradkonferenz spielte sich vom 11. bis 14. Juni im und vor dem Wiener Rathaus ab und widmete sich in Workshops, Vorträgen und Podiumsdiskussionen der Zukunft des Radelns in der Stadt.

Darüber hinaus bot das Rahmenprogramm "Radwoche" öffentlich zugängliche, kostenlose Veranstaltungen rund ums Fahrrad: Fahrrad-Picknick, Tweed Ride und Brompton-Rennen, Bike Fashion Shows, Radcorso, Filmnacht, Fahrradklingelkonzert und vieles mehr. Wir haben der Velo City eine eigene Rubrik gewidmet.

Foto: peter provaznik

Dem Verreisen mit dem Rad widmeten wir uns Ende Juni und mussten feststellen: Es handelt sich allzu oft um einen Transport mit Hürden.

Foto: Heribert Corn/http://www.corn.at

Jedes Jahr aufs Neue eine Attraktion: Am 21. Juni trafen sich rund 800 Radlerinnen und Radler zum Naked Bike Ride der Critical Mass.

Foto: michel mehle

Den Sommer über gab es den mittlerweile dritten Foto-Wettbewerb: "So radeln unsere LeserInnen". Die Ergebnisse konnten sich sehen lassen und ergaben drei prächtige Ansichtssachen. 

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Foto: sonja lukas

Im Juli besuchten wir Marcin Dopieralski, der in seiner Küche in Wien-Leopoldstadt bunte Fahrräder baut. "Radfahren macht Freude. Warum soll man das nicht sehen?", fragt der Begründer des B'IQ-Rades.

Foto: derStandard.at/tinsobin

Im Prater lernen Dreijährige Radfahren. Ein gebürtiger Südafrikaner will den Sinn der Kleinen für Gefahren schärfen und ist stolz darauf, dass es bislang keinen Unfall gab. Thomas Rottenberg hat im August die Schule für Knirpsradler besucht.

Foto: Thomas Rottenberg

"Bike your dream": Kunst trifft Fahrrad. Ab 3. September präsentierten acht Künstler in der Ausstellung "Bike your dream" in Wien ihren persönlichen Zugang zum Fahrrad.

Foto: courtesy georg kargl fine arts, vienna

Mehr als 100 Werkstätten widmeten sich im vergangenen Jahrhundert allein in Wien dem Fahrradbau. Gerade einmal eine ist es heute. Gemeinsam mit Sammlern hat der Verlag Brüder Hollinek Ende August den Fotoband "Wiener Mechaniker-Räder 1930-1980" herausgebracht - ein Zeitdokument für alle Fahrradliebhaber.

Foto: verlag brüder hollinek

Fahrradmechaniker - ein Beruf mit Zukunft? fragten wir am 24. September Fahrrardmechanikerin Gudrun Pollack, Fahrradmechanikermeister Wolfgang Brunner sowie die Leiterin der Lehrlings- und Jugendschutzabteilung der Arbeiterkammer Wien, Edith Kugi-Mazza. 

Foto: Karl Ernst

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Falsch geparkt, und weg ist das Rad. Wo man sein Fahrrad im öffentlichen Raum abstellen darf und wo nicht, analysierten wir am 1. Oktober mit Hilfe von Polizeisprecher Thomas Keiblinger, Rechtsanwalt Johannes Pepelnik und ÖBB-Pressesprecherin Sarah Nettel.

Foto: APA/HELMUT FOHRINGER

Viele bekannte Gesichter und Marken: Klein, fein und durchaus vergrößerungswürdig war der erste "Cycle Corner" auf der Designmesse "Blickfang" von 18. bis 20. Oktober im Wiener MAK. Ein Lokalaugenschein.

Foto: derStandard.at/ped

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"Ein Viertel der Wiener Radler strampelt auch im Winter", hieß es Anfang November in einer Aussendung der Mobilitätsagentur Wien. Die Daten lieferte das Gallup-Insititut. Dass sich dieses verrechnet hatte, wurde zehn Tage später publik und prompt zum Politikum. FPÖ und ÖVP ärgerten sich über "frisierte Zahlen" und eine "Verhöhnung des Steuerzahlers". Nicht 270.000 sondern lediglich 180.000 Personen sollen in Wien im Winter radeln. Viel oder wenig? Auf jeden Fall könnten es mehr sein.

Foto: dpa/Bernd Thissen

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Die Diskussionen laufen seit fast zwei Jahren, im April gab es die Generalprobe, seitdem wird gestritten: Dem Aufreger neue Fußgängerzone Mariahilfer Straße widmet unser Panorama eine Sonderseite. Im März sollen die Anrainerinnen und Anrainer über weitere Querungen für den Autoverkehr entscheiden. Ebenso, ob das Radfahren im Bereich der Fußgängerzone erlaubt bleiben soll.

Am Ende des Jahres ist nicht zu übersehen: Trotz "Fahrradjahr 2013" werden "die Radfahrer" mehr denn je als Zankapfel zwischen den Parteien benutzt - und das nicht nur rund um das Fuzo-Projekt. (tin, derStandard.at, 17.12.2013)

Foto: APA/ROLAND SCHLAGER