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Österreich würde einen "klugen Mittelweg" mit dem neuen Brustkrebs-Früherkennungsprogramms gehen, so die Experten von der ÖGS.

Foto: dpa-Zentralbild/Jan-Peter Kasper

Österreichs führende Brustgesundheitsexperten, organisiert in der Österreichischen Gesellschaft für Senologie (ÖGS), sind vehement für das neue Mammografie-Screeningprogramm, das Anfang 2014 startet. In einem offenen Brief bezeichneten sie speziell eine kritische Online-Petition als die Bevölkerung verunsichernd. 

Offener Brief

Ab Jänner 2014 erhalten sämtliche Frauen 45 und 69 Jahren alle zwei Jahre eine Einladung zur Mammografie. Frauen zwischen 40 und 44 sowie zwischen 70 und 74 Jahren können eine Einladung anfordern. Die Untersuchungen laufen bei strengster Qualitätssicherung und Doppelbefundung durch zwei Radiologen ausschließlich in zertifizierten Untersuchungsstellen.

In einer Online-Petition mit mittlerweile 45.000 Unterzeichnern fordern Kritiker eine Zuweisung vom Arzt (statt bloßer Einladung) und eine Ausdehnung der infrage kommenden Altersgruppen. Die ÖGS widerlegt in ihrem Brief die angeführten Kritipunkte.

"Deutliche Verbesserung"

Sie schreibt, dass eine Ausweitung auf jüngere Frauen wegen der geringen Erfolgsquote des Bruströntgens und der Seltenheit der Erkrankung in diesem Alter keinen Sinn hätte und aufgrund der hohen Strahlenbelastung sogar kontraproduktiv wäre. Auch wäre eine systematische Früherkennung bei unter 40-jährigen Frauen weltweit in keiner Empfehlung der verschiedenen medizinischen Fachgesellschaften festgeschrieben. 

Weiters schreibt die ÖGS, dass aktuell nur sieben bis 17 Prozent der Frauen zwischen 40 und 74 Jahren an regelmäßigen Mammografiescreenings teilnehmen und das Früherkennungsprogramm bei entsprechender Beteiligung der angesprochenen Frauen zu einer deutlichen Verbesserung der Resultate bei der Brustkrebsbehandlung führen werde. "Selbstverständlich bleibt die Mammografie-Untersuchung bei entsprechender Indikation auch unabhängig vom neuen Brustvorsorge-Screeningprogramm für Frauen jeden Alters kostenlos", heißt es weiter im Brief.

"Kluger Mittelweg" in Österreich

Die EU-Kommission hätte bereits 2003 auf einstimmigen Beschluss aller EU-Gesundheitsminister eine Empfehlung zur Brustkrebsfrüherkennung in Form von bevölkerungsbezogenen Programmen unter Berücksichtigung der Qualitätssicherung auf allen Ebenen herausgegeben, die Österreich nun als eines der letzten Länder umsetzt.

Tatsächlich werden bereits in zwei Drittel der EU-Mitgliedsstaaten 50- bis 69-jährige Frauen in zweijährigen Abständen untersucht, was sich in allen erfolgreichen wissenschaftlichen Studien als optimal erwiesen hat. In den restlichen Ländern gebe es Sonderregelungen mit Erweiterung der Altersgrenze nach unten bis 40 Jahre und nach oben bis 74 Jahre in wechselnder Ausprägung.

Die Fachleute: "Österreich geht hier einen klugen Mittelweg, der es zusätzlich Frauen von 40 bis 44 Jahren sowie 70 bis 74 Jahren durch persönliche Anmeldung ermöglicht, an dem Programm teilzunehmen. Dies gilt auch für alle nicht sozialversicherten Frauen." Bei Frauen über 75 führe die regelmäßige Selbstuntersuchung sowie die Untersuchung durch den Arzt zu einem gleich guten Resultat wie ein Screening. (APA, derStandard.at, 12.12.2013)