Das ehemalige Rechenzentrum der Stadt Wien, an der Zweierlinie unweit des Rathauses gelegen, wird Mitte kommenden Jahres geschleift.

Foto: Michael Hierner / www.hierner.info

Der Neubau, dessen Baustart für 2015 vorgesehen ist, soll heller aussehen.

Visualisierung: Schuberth und Schuberth

Den ersten Preis gewann die Wien-Berliner Büropartnerschaft Stadler Prenn, Schuberth & Schuberth und Ostertag Architects mit einem zurückhaltenden Entwurf, der innerhalb der Traufhöhen bleibt.

Visualisierung: Schuberth und Schuberth

Wien - Den Bauten auf dem Grundstück an der parallel zur Ringstraße verlaufenden "Zweierlinie" war bisher keine Langlebigkeit vergönnt: Die alte Markthalle an der Ecke Stadiongasse und Auerspergstraße wurde 1950 zum Forum-Kino umgebaut, das schon 24 Jahre später wieder abgerissen wurde.

Glaspalast in Siebzigerjahre-Braun

1980 wurde an dieser Stelle, unweit des Rathauses, das neue Rechenzentrum der Stadt Wien eröffnet. Architekt Harry Glück entwarf den spätmodernen "Glaspalast" in zeitgemäß angedüstertem Siebzigerjahre-Braun.

Kaum eine Generation später sind auch die Tage dieses Baus gezählt. Anfang 2013 übersiedelte die MA14, das Rechenzentrum der Stadt, in den 22. Bezirk. "Die niedrigen Raumhöhen entsprechen nicht mehr den Bauvorschriften, und mehr als die Hälfte der Flächen sind nicht natürlich belichtet", erklärte Sigrid Oblak, Geschäftsführerin der Wien Holding, die von der Stadt mit der Planung für einen Neubau beauftragt wurde. Dafür wurde ein offener, zweistufiger, europaweiter Wettbewerb ausgeschrieben, dessen Siegerprojekte am Mittwoch vorgestellt wurden.

Doch kein Hochhaus

Der Rahmen wurde bewusst breit gewählt, erklärte der Juryvorsitzende, Architekt Rüdiger Lainer. "Es sollte ausgelotet werden, was an diesem Ort möglich ist." Auch Hochhäuser waren nicht ausgeschlossen. Rund ein Zehntel der 145 eingereichten Projekte machte davon Gebrauch, man scheute dann doch davor zurück. Die Hochhausentwürfe hätten laut Lainer "den Mehrwert einer solchen Lösung nicht ausreichend nachgewiesen". Zwei wurden aber mit Preisen ausgezeichnet.

Den ersten Preis gewann die Wien-Berliner Büropartnerschaft Stadler Prenn, Schuberth & Schuberth und Ostertag Architects mit einem zurückhaltenden Entwurf, der innerhalb der Traufhöhen bleibt und dessen Fassade aus Metall und Glasflächen auch an strenge Berliner Stadthäuser wie an Wiener Bauten der frühen Nachkriegszeit erinnert.

"Die Verglasung fasst zwei Geschoße zusammen, so kann sich die Architektur gegenüber den Gründerzeitbauten behaupten und wirkt nicht so verkniffen, wie es bei heutigen Bürobauten oft der Fall ist", erläuterte Architekt Gregor Schuberth. Die Arkaden im Erdgeschoß sollen Fußgängern mehr Platz lassen.

Abriss ab Herbst 2014

Wer in den Neubau einziehen wird, ist noch offen. Man sei mit mehreren Interessenten im Gespräch, so Oblak. Baubeginn soll Anfang 2015 sein, der Abbruch des Glück-Baus ist für Herbst 2014 anvisiert. Das Budget beträgt laut Wien Holding etwa 30 bis 40 Millionen Euro.

Das Rechenzentrum ist nicht der einzige Bau seiner Zeit, der frühzeitig abgerissen wird. Anfang 2014 soll etwa auch die massive Hochhausscheibe des Hauptzollamts in Erdberg einer Mischnutzung von Wohnen und Büros weichen.

Laut Oblak habe man bei der Ausschreibung für den Neubau auf dem Grund des Rechenzentrums auf technische Einfachheit geachtet, um spätere Änderungen leichter möglich zu machen. Das Haus "soll auf jeden Fall langlebig sein", sagte Architekt Schuberth. (Maik Novotny, DER STANDARD, 12.12.2013)