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Grafik: APA

Wien - Es ist ein Rekord, den keiner feiern will. Seit 1945 gab es in Österreich kein Jahr mit höheren Unternehmensverbindlichkeiten infolge von Pleiten als heuer. Die Zahl an Insolvenzen ist zwar insgesamt gesunken. Nach Passiva und betroffenen Gläubigern gerechnet, können aber selbst Jahre, in denen der Konsum, Libro oder A-Tec den Bach runtergingen, 2013 nicht übertreffen.

Schuld sind der Fall des Bauriesen Alpine und der Drogeriekette Dayli. Auch das Ende von Niedermeyer und der Jetalliance hinterließ tiefe Spuren. In die Krise gerieten zudem prominente Namen wie Griffner Haus und Käsemacher. Griffner kam mittlerweile mit neuen Eigentümern wieder auf die Beine. Käsemacher hat die Quote beglichen - alle Jobs sind vorerst gesichert.

Unterm Strich summieren sich die Passiva heuer auf 7,7 Milliarden Euro, erhob der Alpenländische Kreditorenverband in seinen Hochrechnungen. Es ist eine Verdoppelung im Vergleich zum Vorjahr. Mehr als 28.000 Mitarbeiter waren und sind betroffen. Während die meisten Alpine-Beschäftigten von der Baubranche rasch aufgefangen wurden, suchen hunderte frühere Dayli-Verkäuferinnen nach wie vor neue Stellen. "Die Situation bleibt hier besorgniserregend", sagt AKV-Experte Franz Blantz.

Erhöhung der Sektsteuer

Kreditschützer Gerhard Weinhofer, Chef der Creditreform, wartet mit seiner Pleitenbilanz noch bis Jahresende ab, bis alle Fälle auf dem Tisch liegen. Dass 2014 als Wendejahr in Erinnerung bleiben wird, ist für ihn aber unbestritten: Die massive Häufung an Großpleiten ist aus seiner Sicht ein klarer Warnschuss in Richtung Politik. Keiner könne sich mehr auf den Lorbeeren der Vergangenheit ausruhen. "Nur mit der Erhöhung der Sektsteuer wird man der mittelständischen Wirtschaft nicht helfen."

Die meisten Insolvenzen legte heuer der Handel hin, knapp gefolgt von der Baubranche und der Gastronomie. Größte Schuldnergruppe sind Einzelunternehmer. Anders als befürchtet, blieb eine Welle an Folgepleiten von Lieferanten und Partnern im Kielwasser der Alpine aber weitgehend aus.

Bei den Aussichten für 2014 gehen die Prognosen auseinander. Weinhofer erwartet bei der Zahl an Konkursen und Höhe der Passiva leichte Entspannung. Der AKV hingegen sieht die Spitze noch nicht erreicht. "Die Finanzierungskonzepte der Banken funktionieren nicht", sagt Blantz. Vor allem junge Betriebe kämpften trotz Gewinnen um Kapital. Zudem finde sich kaum eine Bank, die den Fortbetrieb nach einer Insolvenz finanziere. "Es kommt daher immer häufiger zu Unternehmensschließungen."

Was Privatinsolvenzen anbelangt, zeichnet sich für heuer bei den Verfahren ein geringfügiger Rückgang ab. Die Betroffenen sind im Schnitt laut AKV mit 109.500 Euro verschuldet - in der Altersgruppe unter 24 Jahren sind es 36.100 Euro, Tendenz leicht steigend. Jede Woche gestehen österreichweit durchschnittlich 196 Privatpersonen ihre Zahlungsunfähigkeit ein. Mehr als 62 Prozent unter ihnen sind Männer. (Verena Kainrath, DER STANDARD, 12.12.2013)