Es war ein Lehrstück, wie Landeshauptleute Politik machen: dem Volk Wohltaten verheißen, aber die Rechnung der Regierung schicken. So unwiderstehlich war der Ruf aus schwarzem Lande nach einer höheren Familienbeihilfe, dass die Koalitionsverhandler nicht widersprachen. Die nötigen Millionen dürfen nun sie suchen.

Nicht finden werden SPÖ und ÖVP das Geld dort, wo es die Landeschefs vermuten. Die angeblich überflüssigen Mittel für die schulische Ganztagesbetreuung sind Peanuts im Vergleich zu dem vor den Wahlen versprochenen Geldsegen für Familien. Um die Kosten von 1,2 Milliarden in fünf Jahren aus diesem Topf zu bestreiten, müssten die Schulen wohl flächendeckend am Nachmittag zusperren.

Vielleicht nistet in dem einen oder anderen landeshauptmännlichen Hinterkopf genau dieser Gedanke: lieber den Müttern mehr Haushaltsgeld zustecken, als sie - wie das die Sozis wollen - Heim und Herd zu entreißen.

Gerade für Frauen wäre das ein trügerisches Geschenk. Ein breites Angebot an leistbarer Kinderbetreuung, das Beruf neben Familie ermöglicht, bietet die beste existenzielle Absicherung - was die Lust aufs Kinderkriegen steigert. Doch trotz aller Fortschritte gibt es noch reichlich Lücken. Von der Krippe bis zur Schule: Viel zu oft stehen Eltern vor verschlossenen Türen. Die Koalition sollte deshalb Mut zum Bruch ihres Wahlversprechens fassen - und statt der Familienbeihilfe die Kinderbetreuung weiter ausbauen. (Gerald John, DER STANDARD, 11.12.2013)