Bundeskanzler Werner Faymann

Werner Faymann startet mit seinem Kabinett II - und könnte es mit der neuerlichen Angelobung als Bundeskanzler in die Reihe der längstdienenden Regierungschefs Österreichs schaffen, neben Bruno Kreisky und Franz Vranitzky.

Begonnen hat Faymann seine berufliche Karriere 1981 als Landesvorsitzender der Sozialistischen Jugend Wien. Von 1985 bis 1994 war er Mitglied des Wiener Landtages, mit 24 als damals jüngster Abgeordneter der Wiener SPÖ. Später wurde er nur 34-jährig Wohnbaustadtrat und erhielt die Verantwortung über 220.000 Gemeinde- und rund 100.000 Genossenschaftswohnungen.

Schon früh habe ihn seine hohe Kompromissfähigkeit ausgezeichnet, sagt die langjährige Wegbegleiterin Doris Bures. Eine Eigenschaft, die ihm heute bei den innerparteilichen Diskussionen zum Koalitionspakt zugutekommt, denn dieser sorgt für Ärger bei der roten Basis. Doch Faymann gilt als Pragmatiker, der das Machbare dem Visionären vorzieht. Entsprechend auch die Bilanz seiner bisherigen Kanzlerschaft - in der Umsetzung gar nicht so schlecht, jedoch mit wenig Reformen und wenig wirklich Neuem. (nik)

Foto: STANDARD/Cremer

Bild nicht mehr verfügbar.

Sozialminister Rudolf Hundstorfer

Für die SPÖ hatte sich Rudolf Hundstorfer beim Nationalratswahlkampf bei kleinsten Veranstaltungen in die Schlacht geworfen. Als Belohnung stand der leutselige Sozialminister im Verlauf der Koalitionsverhandlungen praktisch nie in Verlegenheit, als Wechselkandidat zu gelten. Der 62-jährige Gewerkschafter, der erst spät in die Spitzenpolitik einstieg, sitzt seit 2008 fest in seinem Ministeriumssitz. Kundige halten es nicht für unmöglich, dass er einmal Bürgermeister Michael Häupl beerben könnte - oder für die SPÖ in den Präsidentschaftswahlkampf zieht.

Der gelernte Bürokaufmann aus Wien-Margareten, der zum dritten Mal verheiratet ist und drei Kinder hat, machte sich ab den 1970ern in der Gewerkschaft der Gemeindebediensteten (GdG) bemerkbar. 2003 wurde er deren Vorsitzender. Bekannt wurde Hundstorfer durch die Bawag-Krise: Er übernahm 2006 interimistisch die ÖGB-Präsidentschaft von Fritz Verzetnitsch, ließ sich 2007 zum Chef wählen und folgte 2008 dem Ruf von Werner Faymann in die Regierung. Dort wird sein Ruf als Krisenfeuerwehr geschätzt. Die international vertretbaren Zahlen zum Arbeitsmarkt geben Hundstorfer recht. (krud)

Foto: APA/GEORG HOCHMUTH

Bild nicht mehr verfügbar.

Bildungs- und Frauenministerin Gabriele Heinisch-Hosek

Nachdem ihre Vorgängerin Claudia Schmied freiwillig aus dem Amt geschieden ist, erhält Gabriele Heinisch-Hosek (SPÖ) neben den Frauenagenden nun das Bildungsressort. Als ausgebildete Haupt- und Sonderschullehrerin kommt ihr die neue Aufgabe durchaus entgegen. Und als Verhandlerin über das neue Lehrerdienstrecht hat sie mit den aktuellen Sorgen und Ängsten der Pädagogen auch bereits reichlich Erfahrung gemacht.

Bis dahin galt die 52-jährige Niederösterreicherin stets als fröhlich und verbindlich, doch wegen des anhaltenden Widerstandes der Gewerkschafter wurde auch sie in den letzten Monaten gelegentlich grantig.

Dass Heinisch-Hosek das Frauenressort behält, war ihr ein persönliches Anliegen, auch wenn die Einkommensschere zwischen Männern und Frauen hierzulande noch immer weit auseinanderklafft - und daran auch die von ihr durchgesetzten Einkommensberichte für Unternehmen kaum etwas änderten.

Die Beamten hingegen dürfte Heinisch-Hosek wohl ganz gern an SPÖ-Staatssekretär Josef Ostermayer abtreten, denn: Die Staatsdiener begehren derzeit nicht nur gegen den verlängerten Aufnahmestopp, sondern auch gegen die zu geringe Erhöhung ihrer Gehälter auf. Und die Einführung eines neuen Dienst- und Besoldungsrechts für alle Beamten musste Heinisch-Hosek mangels Budget auch verschieben. (nw)

Foto: APA/GEORG HOCHMUTH

Bild nicht mehr verfügbar.

Infrastrukturministerin Doris Bures

Wenig überraschend im Amt bleibt die langjährige Wegbegleiterin von Kanzler Werner Faymann. Doris Bures (SPÖ) hatte das Infrastrukturministerium bereits in den vergangenen fünf Jahren fest im Griff.

Das war nicht immer so: In ihrer ersten Periode als Bundesgeschäftsführerin der SPÖ Anfang der Nullerjahre galt sie als Schwachstelle, ihre jetzige Reputation hat sich Bures hart erarbeitet. Die einstige enge Vertraute von Ex-Kanzler Alfred Gusenbauer wurde mit fünf Geschwistern von ihrer Mutter in Wien-Liesing aufgezogen. Sie arbeitete als Zahnarztgehilfin, bis sie zur Sozialistischen Jugend kam und von dort dann über die Wiener Mietervereinigung in den Nationalrat.

Sie gilt als bedingungslos parteitreu und loyal gegenüber ihrem jeweiligen Vorsitzenden. Als Gusenbauer Kanzler wurde, übernahm sie das Frauen- und Beamtenministerium, um 2008 wieder in die Parteizentrale zu wechseln.

Faymann, mit dem sie befreundet ist, setzte sie dann wieder als Ministerin ein. Bures machte Christian Kern zum ÖBB-Chef und überstand die vergangenen Jahre zwischen Tunnel, Eisenbahnerpensionen und Rettungsgasse ohne gröbere Kratzer. (nik)

Foto: APA/GEORG HOCHMUTH

Kanzleramtsminister Josef Ostermayer 

Der engste Freund des Kanzlers und Mastermind der Regierung steigt weiter auf: Josef Ostermayer (SPÖ) wird Kanzleramtsminister. Es ist der bisher größte Karriereschritt für Ostermayer, der oft auch als Alter Ego des Kanzlers bezeichnet wird, manchmal als "Schattenkanzler" und der seit Jahrzehnten an der Seite von Werner Faymann ist. Die beiden Männer lernen einander 1988 bei der Wiener Mietervereinigung kennen. Ab da trennt sich ihr beruflicher Weg nicht mehr wirklich. Als Faymann 2007 als Infrastrukturminister in die Bundespolitik einsteigt, kommt Ostermayer als sein Kabinettschef mit, ein Jahr später wird er sein Staatssekretär im Bundeskanzleramt und koordiniert dort Faymanns Ressort. Nun tritt der 52-Jährige in die erste Reihe.

Künftig ist er für Beamte, für Medien und Kultur zuständig. Vor allem Letzteres soll ihm ein Herzensanliegen sein. Bei den heiklen Diskussionen mit den Beamten könnte ihm sein Verhandlungsgeschick helfen, das er etwa eingesetzt hat, um eine Lösung im Kärntner Ortstafelstreit zu erreichen. Und nach dem Abgang von Umweltminister Nikolaus Berlakovich (ÖVP) ist er der einzige Burgenländer in der Regierung: Sein Großonkel Josef Grössing war jener achtjährige Bub, der 1927 von rechten Frontkämpfern erschossen wurde. Der Freispruch der Schützen führte zu Demonstrationen, die im Brand des Justizpalasts gipfelten. (nik)

Foto: standard/cremer

Bild nicht mehr verfügbar.

Gesundheitsminister Alois Stöger

Die Botschaft der oberösterreichischen Genossen war in den letzten Wochen klar: Nicht ohne den "Stöger Lois". Der spröde Ex-Obmann der oberösterreichischen Gebietskrankenkasse war die personelle Grundvoraussetzung, dass die oberösterreichische SPÖ überhaupt den Regierungspakt abnickte.

Stöger selbst hat die Ablösegerüchte in den letzten Wochen mit Gelassenheit hingenommen. Der Mühlviertler ist es gewohnt, dem Scheinwerferlicht immer einen Schritt voraus zu sein. Daran hat auch eine beinahe tadellose Minister-Bilanz nichts geändert. Die erste Reihe war eben nie der Platz des gelernten Werkzeugmachers. Selbst von seiner (zweiten) Hochzeit 2009 erfuhren viele erst nach der Ringübergabe. Die Stille mag sich auch in der Biografie begründen: Stöger wurde 1960 in dem verschlafenen Mühlviertler Ort Allerheiligen geboren - als Sohn eines Totengräbers.

Politisch fasste der 53-Jährige erstmals 1997 als Gemeinderat in Gallneukirchen Fuß. 2003 wurde er dort Kulturstadtrat. Seinen Ministerjob verdankt Stöger aber seinem Job in der Gebietskrankenkasse. Denn da war Oberösterreich im Bundesvergleich immer Musterschüler. (mro)

Foto: APA/GEORG HOCHMUTH

Bild nicht mehr verfügbar.

Verteidigungsminister Gerald Klug

Erst seit zehn Monaten im Amt, verfügt Gerald Klug - im Gegensatz zu seinem Vorgänger - über derart hervorragende Umfragewerte, dass er Verteidigungs- und Sportminister bleiben darf.

Seit der Nationalratswahl, bei der die steirische SPÖ, für die Klug den Spitzenkandidaten gab, äußerst schlecht abgeschnitten hat, galt der 45-jährige Grazer nämlich einige Zeit als ministerieller Wackelkandidat.

Doch der sportliche Politiker, der für die Kameras ganz gerne mit Spitzensportlern wie Soldaten post, gilt mittlerweile doch als großes Talent, denn: Als völlig unbekannten SPÖ-Fraktionschef holte Kanzler Werner Faymann ihn nach der roten Niederlage bei der Volksbefragung zur Wehrpflicht aus dem Bundesrat und hievte ihn nach Norbert Darabos' Abgang ins Verteidigungsressort. Dort verhandelte Klug, gelernter Dreher, Metaller-Gewerkschafter sowie studierte Jurist, mit Innenministerin Johanna Mikl-Leitner (ÖVP) äußerst friedfertig die Wehrdienstreform aus, die es ab dem kommenden Jahr groß einzuleiten gilt.

Nicht nur in der Bevölkerung, auch in der Truppe gilt Klug als beliebt, kritisch gesehen wurde bis jetzt allenfalls der unter ihm entschiedene Abzug der Blauhelme vom Golan. Er selbst verteidigte diese Entscheidung aber stets mit Hinweis, dass es Bedenken bezüglich der Sicherheit der österreichischen Soldaten gebe. (nw)

Foto: reuters/bader

Bild nicht mehr verfügbar.

Michael Spindelegger führt weiter das ÖVP-Regierungsteam an. Ob er Finanzminister wird, will er offiziell erst nach den ÖVP-Gremien bekanntgeben.

Nach dem Abgang von Maria Fekter aus dem Finanzressort kann es dort dennoch turbulent werden: Denn künftig mischen dort gleich drei Regierungsmitglieder mit.

Nach langem Überlegen nahm ÖVP-Chef und Vizekanzler Michael Spindelegger nun doch das Finanzressort - aber auch gleich seinen Vertrauten Jochen Danninger, bisher Kabinettschef im Außenamt, als Staatssekretär mit. Der 38-jährige Innviertler gilt deswegen schon als "Spindeleggers Ostermayer" - eine Anspielung auf den langjährigen Staatssekretär und das alter ego von Kanzler Werner Faymann (SPÖ). Schon bei den Regierungsverhandlungen war Danninger im schwarzen Kernteam vertreten, blieb aber stets in der zweiten Reihe.

Als Aufpasserin haben die Roten Spindelegger und Danninger Sonja Steßl als Staatssekretärin zur Seite gestellt - allerdings gilt als fraglich, ob sie dieser Rolle gerecht wird. Denn die 32-jährige war bisher Hinterbänklerin im Parlament und ist Juristin - mit einschlägiger Finanzerfahrung ist Steßl bisher nicht aufgefallen. Als fleißig und ambitioniert gilt die Steirerin allemal: Ihr Studium schloss sie rasch ab, mit 28 kam sie in den Nationalrat. (nw)

Foto: reuters/LEONHARD FOEGER

Bild nicht mehr verfügbar.

Außenminister Sebastian Kurz 

Als ÖVP-Chef Michael Spindelegger den damals erst 24-jährigen Sebastian Kurz 2011 zum Chef des neu geschaffenen Integrationsstaatssekretariats machte, war die Aufregung groß.

Doch Kurz gelang es, mit unaufgeregter Sachpolitik auch bei Kritikern zu punkten, er wurde zu einem der beliebtesten Politiker des Landes und zählt heute zu den Hoffnungsträgern der ÖVP. Bei der Wahl im September erhielt er mit Abstand die meisten Vorzugsstimmen. Nun wird er mit 27 Jahren nicht nur jüngster Außenminister der Zweiten Republik, sondern auch jüngster Chefdiplomat innerhalb der EU. Seine geringe außenpolitische Erfahrung sorgt zwar für teils heftige Reaktionen - allerdings wird ihm auch mehr zugetraut als noch 2011.

Kurz' rasante Karriere begann 2008, als er Obmann der Jungen ÖVP Wien wurde. 2010 kam er in den Wiener Landtag. Jetzt hat der Jus-Student die Chance, das Außenamt sichtbar zu machen; die größte Schwierigkeit wird sein, alte Versäumnisse wettzumachen - Spindelegger trat als Außenminister kaum in Erscheinung. Die Integrationsagenden will der motivierte Neue übrigens nicht abgeben - sie wandern mit ihm ins Außenministerium. (nik)

Foto: APA/GEORG HOCHMUTH

Bild nicht mehr verfügbar.

Innenministerin Johanna Mikl-Leitner

Als neue Frau fürs Grobe hat sich in der ÖVP Johanna Mikl-Leitner einen Namen gemacht, deswegen bleibt die 59-jährige Niederösterreicherin Innenministerin. Denn im Jänner hat die Vertraute von Erwin Pröll für die Schwarzen die Befragung über die Wehrpflicht gewonnen - und das mit nicht gerade zimperlichen Methoden. Damals warnte Mikl-Leitner davor, dass ein Ende des Zivildienstes mitunter lebensgefährlich werden könnte - weil dann die Rettung bei Notfällen zu spät kommen könnte.

Im niederösterreichischen Wahlkampf wiederum hinterfragte die Innenministerin offen die Substitutionstherapie für Opiatabhängige - was ihr selbst parteiintern heftige Kritik eintrug. Die heiklen Vorgänge rund um die Votivkirchen-Flüchtlinge handelte Mikl-Leitner zwar lange mit Bedacht, just zu Beginn des Nationalratswahlkampfes kam es allerdings zur Abschiebung von Paktistanis - was sogar Kardinal Christoph Schönborn tadelte.

Macherqualitäten werden Mikl-Leitner vor allem auch deswegen nachgesagt, weil sie die Institutionenreform bei der Polizei auf den Weg gebracht hat, die trotz des Abbaus diverser Chefposten klaglos durchging. (nw)

Foto: EPA/DANIEL KARMANN

Bild nicht mehr verfügbar.

Wirtschaftsminister Reinhold Mitterlehner

Doppelt so viele Stimmen wie für ein Direktmandat nötig erhielt Reinhold Mitterlehner (ÖVP) bei der Nationalratswahl im Heimatbezirk, dem Mühlviertel. Einladungen nach Hause, wie jene zur alljährlichen Tarockrunde ins Wirtshaus in seinem Geburtsort Helfenberg, schlägt der oberösterreichische Vorzugsstimmenkaiser nämlich nie aus.

Einige Zeit galt der smarte Mühlviertler auch als Nachfolgekandidat von Landeshauptmann Josef Pühringer. Doch Wirtschaftskammerpräsident Christoph Leitl nahm den studierten Juristen mit nach Wien. 2008 wurde der heute 58-Jährige dann Minister. Nicht immer folgt er der Parteilinie und hält mit seiner Meinung auch nicht hinter dem Berg. So war er etwa einer der Ersten, der der Finanztransaktionssteuer das Wort redete. In der Ausländerpolitik vertrat er bisher einen liberaleren Kurs als die Bundespartei.

Kaum verwunderlich, dass Mitterlehner, gefragt nach seinen politischen Vorbildern, nicht als Erstes eine schwarze Größe nennt. Sondern: Fußballspieler- und Trainer-Legende Ernst Happel. Doch dann folgt Franz Leitenbauer, ein Mühlviertler Polit-Urgestein und 40 Jahre Bürgermeister von Atzesberg. (ker)

Foto: APA/Pfarrhofer

Bild nicht mehr verfügbar.

Justizminister Wolfgang Brandstetter

Noch nicht einmal angelobt, sorgt der neue Justizminister schon für heftige Diskussionen: Wolfgang Brandstetter, 56, Niederösterreicher und bisher als Wirtschafts-Strafrechtler und Verteidiger tätig.

Der studierte Rechtswissenschafter und Dolmetscher (Englisch und Russisch) wird in Justizkreisen zwar als ausgewiesener Experte geschätzt, allerdings wird ihm als Minister bereits ein "Kollateralproblem" mit dem Weisungsrecht attestiert, denn: Brandstetter war etwa Verteidiger von Kanzler Werner Faymann (SPÖ) in den eingestellten Ermittlungen in der Inseratencausa und auch des kasachischen Ex-Botschafters Rachat Alijew, gegen den die Staatsanwaltschaft wegen Mord und Geldwäsche ermittelt.

Deswegen wird vom neuen Ressortchef nun erwartet, dass er sich in Causen, in denen er Strafverteidiger war, wegen Befangenheit aus der Entscheidung über Vorhabensberichte heraushält. Für Brandstetter ebenfalls pikant: dass in der Causa Telekom die Staatsanwaltschaft Wien unter anderem gegen ÖVP-Klubchef Reinhold Lopatka ermittelt.

In der Wissenschaft genießt der neue Justizminister jedenfalls einen ausgezeichneten Ruf. Denn nach seiner Habilitation 1991 lehrte Brandstetter in Graz, Brünn sowie Krakau, seit Februar 2007 ist er Ordinarius des neu gegründeten Instituts für Wirtschaftsstrafrecht an der Wirtschaftsuni Wien. (nw)

Foto: apa / APA/ROLAND SCHLAGER

Landwirtschaftsminister Andrä Rupprechter

Andrä Rupprechter verdankt seine Bestellung zum neuen Landwirtschaftsminister eigentlich Karlheinz Töchterle: Weil der Tiroler aus der ÖVP-Ministerriege flog, musste Parteichef Michael Spindelegger den Tiroler Landeshauptmann Günther Platter mit einem anderen Ministerposten besänftigen.

Es ist eine glückliche Fügung, dass er - im Hinblick auf die EU-Wahlen im Mai 2014 - einen EU-Profi und studierten Agrarökonomen bei der Hand hatte.

Rupprechter ist seit 2007 im Generalsekretariat des Rates der EU tätig, zunächst als Direktor für Landwirtschaft und ländliche Entwicklung und derzeit für Kommunikation und Transparenz. Der 52-Jährige gilt als überzeugter Europäer. Vor einigen Jahren schwärmte er in der Boku-Alumni-Zeitschrift vom Brüsseler Flair "einer vielfältigen, umtriebigen und bunten multinationalen Capitale" und der Möglichkeit, im Projekt EU etwas bewirken zu können, das seinen "ganzen Werdegang begleitet" habe.

Allerdings hat er auch innenpolitische Erfahrung: Rupprechters politische Heimat ist der Bauernbund, er arbeitete lange an der Seite von Ex-Landwirtschaftsminister und EU-Kommissar Franz Fischler - er verhandelte von 1993 bis 1994 das Agrar-Kapitel bei den Verhandlungen für Österreichs EU-Beitritt mit und war Sektionschef im Ministerium, bis er 2007 nach Brüssel ging. Nun kehrt er als Minister zurück. (nik)

Foto: ministerium

Familienministerin Sophie Karmasin

Die neue Familienministerin ist die größte Überraschung in der neuen schwarzen Regierungsriege: Sophie Karmasin, 46, Wienerin und bisher als Meinungsforscherin und als Analystin der ORF-Wahlkampfduelle bekannt.

Die Mutter zweier Söhne bezeichnet sich selbst als "Emanze" und als "Familienmensch". Karmasin entstammt jedenfalls einer Dynastie von Kommunikationsprofis, was ihr bei der Vermittlung politischer Anliegen recht gut nützen könnte. Ihr mittlerweile verstorbener Vater Fritz und ihre Mutter Helene bauten rund um das Gallup-Institut ein Marktforschungsimperium auf. Ihr Bruder Matthias wiederum ist Kommunikationswissenschafter an der Uni Klagenfurt.

Nach ihrem Studium (Betriebswirtschaft und Psychologie) stieg Karmasin nicht gleich in den elterlichen Betrieb ein, sondern heuerte zunächst bei Henkel an, wo sie Produktmanagerin für Somat und Persil war. 1988 stieg sie dann als Mitglied der Geschäftsleitung in das Familienunternehmen ein, mittlerweile hat sie die Mehrheitsanteile am Gallup Institut sowie der Karmasin-Motivforschung.

Die ÖVP-Frauen hießen die neue Ministerin jedenfalls schon herzlich willkommen. Die Hoffnung der Vorsitzenden Dorothea Schittenhelm: "Sie wird sicher frischen Wind bringen. Mit Karmasin vorne werden wir einiges zusammenbringen." (nw)

Foto: Karmasin

Bild nicht mehr verfügbar.

Sonja Steßl wird neue Staatssekretärin im Finanzministerium und folgt dort auf Andreas Schieder, der neuer SPÖ-Klubobmann ist. Auch Steßl ist Steirerin.

 

Foto: APA/GEORG HOCHMUTH

Jochen Danninger wird das schwarze Pendant zu Sonja Steßl im Finanzministerium. Er war bisher im Kabinett von Michael Spindelegger beschäftigt.

Foto: tatic

Bild nicht mehr verfügbar.

Ressortaufteilung zwischen SPÖ und ÖVP

Foto: apa

Zum Selberbasteln: das derStandard.at-Regierungsmemory >>>

Foto: derStandard.at