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Martin Freeman (42) gibt den kleinen Hobbit Bilbo Beutlin.

Foto: AP/Gero Breloer

Wenn man ständig das Gefühl hat, irgendetwas tun zu müssen (nicht von Ungeheuern gefressen, nicht von Feinden zermerschert, nicht von Drachen gegrillt werden), wo man doch eigentlich glücklich und zufrieden leben könnte, kann man der Welt der Hobbits einiges abgewinnen. Man muss sich die klein gewachsenen, einfach gestrickten Hobbits mit den stark behaarten riesigen Füßen als Bewohner des von J. R. R. Tolkien für Herr der Ringe geschaffenen Auenlands vorstellen.

Das hügelige, mit Wäldern betupfte Auenland ist eine Idylle wie in der Werbeabteilung des Lagerhauses ausgedacht. Man lebt dort in einer kommunitaristischen Agrargemeinschaft, in der zwar jeder seine Ruhe vor dem anderen haben will, sich aber mit den anderen Dörflern trotzdem am Wochenende trifft, um miteinander lustigmachende Kräuter zu rauchen. Allerdings stören bald Ritter, Drachen, Berg und Tal, Stock und Stein und ein Zauberring - sowie das Böse an sich. Das lauert hinter den Bergen weit weg von den gemütlichen Zwergen. Es macht einen Hobbit ordentlich unrund.

Der britische Schauspieler Martin Freeman ist die Idealbesetzung für die Rolle des Hobbits Bilbo Beutlin, der nun in Smaugs Einöde, dem zweiten Teil der Verfilmung von Tolkiens Kurzroman Der kleine Hobbit, noch weiter hinaus in die Welt muss, um dort seine blauen Wunder zu erleben. Freeman, geboren 1971 in der südbritischen Grafschaft Hampshire, ist prädestiniert für Durchschnittstypen, die mit der Welt nichts zu tun haben wollen, aber dann leider doch zu neugierig darauf sind. Schon haben wir ein Problem.

Mit strafendem Blick über hochgezogener Nase und hängenden Mundwinkeln vermittelt Freeman in seinen Filmen den Eindruck, eigentlich einen wichtigen Termin auf der Couch oder im Pub zu haben, weil die Fußballübertragung gleich beginnt. Blöd die Welt retten sollen sie lieber im Kino oder in der Kirche. Aber echt.

In der Bürosatire The Office spielte er einen gehemmten Tölpel. Als letzter Mensch Arthur Dent reiste er im Bademantel unfreiwillig Per Anhalter durch die Galaxis und musste sich von Aliens sekkieren lassen. In der TV-Serie Sherlock Holmes spielt er den unter dem Tatendrang des Titelhelden mit genervter Mimik leidenden Dr. Watson. Eine Rolle nimmt man ihm als verheiratetem zweifachem Vater ebenfalls unbedingt ab. Er spielte 2008 den Weihnachtsmuffel. Dauernd ist irgendetwas. (Christian Schachinger, DER STANDARD, 11.12.2013)