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Frage: Wozu gibt es das Brustkrebs-Früherkennungsprogramm?

Antwort: Das Brustkrebs-Screening, das mit Jänner 2014 startet, ersetzt alle bisherigen Mammografie-Angebote zur Früherkennung von Brustkrebs in Österreich. Ziel des Programms ist, Frauen ein niederschwelligeres Angebot zur Mammografie zu unterbreiten: Künftig ersetzt das Einladungsschreiben, das alle zwei Jahre verschickt wird, eine sonst notwendige Überweisung zum Radiologen durch einen Arzt. Die Untersuchung ist für die Patientin dann kostenlos; die Tarifstreitigkeiten zwischen Röntgen-Instituten und Kassen tangieren die Mammografie nicht.

Frage: Wer wird eingeladen?

Antwort: Alle Frauen in Österreich im Alter von 45 bis 69 Jahren erhalten ein Einladungsschreiben in einem Intervall von zwei Jahren. Auf Wunsch können auch schon Frauen ab 40 beziehungsweise bis zum Alter von 74 Jahren eine Einladung anfordern (telefonisch unter der Hotline 0800 500 181).

Frage: Warum ist die Zielgruppe so gewählt?

Antwort: Das Gesundheitsministerium verweist auf Studien, wonach Frauen zwischen dem 50. und dem 69. Lebensjahr die beste Nutzen-Risiken-Bilanz bei Mammografie-Screenings aufwiesen.

Frage: Was wurde bisher zur Früherkennung getan?

Antwort: Bisher gab es in Österreich eine sogenannte graue oder opportunistische Mammografie. Wer untersucht werden wollte oder wer vom Arzt überwiesen wurde, kam zur Mammografie. Durch das neue Screening hoffen die Verantwortlichen, mehr Frauen, für die diese Organisationsschritte bisher eine zu große Hürde waren, zur Brustuntersuchung zu bewegen. Welchen Radiologen man mit der Einladung aufsucht, kann man sich aussuchen: Es gibt eine Liste mit 170 Röntgeninstituten in ganz Österreich, die die Voraussetzungen dazu erfüllen. Mit dem Berechtigungsschein kann man den Untersuchungstermin bei einem Wunsch-Radiologen aus dieser Liste vereinbaren.

Frage: Welche Nachteile hat das Screening?

Antwort: Es kann auch zu Fehldiagnosen (falsch positiven Ergebnissen) oder zu trotz Mammografie nicht erkanntem Brustkrebs kommen. Doch bei jedem Befund gilt ein Vier-Augen-Prinzip, das soll Fehldiagnosen vorbeugen. Außerdem wurden Qualitätsstandards für Ärzte und Geräte festgelegt. Was ein weiterer Nachteil sein kann: So ein Einladungsbrief allein kann schon Verunsicherung bei Frauen auslösen, wenn sie nicht gut darüber informiert sind, was es mit der Einladung zur Mammografie auf sich hat.

Frage: Wozu gibt es das Vier-Augen-Prinzip und wie läuft das ab?

Antwort: Das Vier-Augen-Prinzip hat zur Folge, dass jeder Befund vom aufgesuchten Wunsch-Radiologen interpretiert wird, aber auch von einem zweiten Berufskollegen. Erst dann wird der Befund per Post zugeschickt. Gibt es Auffälligkeiten, wird die betreffende Frau dann noch zu einem Befundgespräch eingeladen.

Frage: Was passiert, wenn die Einladung zur Mammografie nicht wahrgenommen wird?

Antwort: Nichts. Die Einladung erfolgt nach zwei Jahren erneut. Wenn Frauen keine Einladungsschreiben mehr erhalten wollen, besteht die Möglichkeit, aus dem Programm ganz auszusteigen (Opt-out).

Frage: Wie wird reagiert, wenn sich etwas Auffälliges ergibt?

Antwort: Bei unklarem Ergebnis oder bei sehr dichtem Brustgewebe kann nach der Erstbefundung ein Ultraschall vorgenommen werden. Bei Veränderungen, deren Entwicklungen beobachtet werden müssen, wird eine Frau schon nach einem halben Jahr bis Jahr wieder zur Mammografie eingeladen.

Frage: Was passiert, wenn der Verdacht auf einen Knoten besteht, der Einladungsbrief aber noch nicht zugesendet wurde?

Antwort: Bei Verdachtsmomenten können Frauen wie bisher vom Hausarzt oder vom Gynäkologen zum Radiologen überwiesen werden. Für Ungeduldige besteht auch die Möglichkeit, um eine frühere Einladung zur Mammografie zu bitten.

Frage: Was geschieht mit den Daten von den Untersuchungen?

Antwort: Die Daten werden pseudonymisiert gesammelt. Das soll eine Evaluation des Programms und internationale Vergleiche ermöglichen.

Frage: Was sagen Kritiker zum Früherkennungsprogramm?

Antwort: Der Radiologe Hans Mosser kritisiert, dass bei der Kampagne zu wenig über Risiken und Nutzen informiert werde. Er sei prinzipiell für ein Früherkennungsprogramm, warnte aber davor, so zu tun, als werde jede einzelne Teilnehmerin von der Screening-Mammografie profitieren. Vielmehr hätten hunderttausende Frauen, die keinen Brustkrebs haben, keinen Nutzen von der Mammografie. Mosser fordert objektive Aufklärung ohne Panikmache, die Frauen ermöglicht, eine selbstständige Entscheidung zu treffen, ob sie zur Mammografie gehen. (Gudrun Springer, DER STANDARD, 10.12.2013)