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Beim Umgang mit C-Waffen auf See wird es kaum anders zugehen als bei dieser Demonstration an Land, sagen Experten.

Foto: REUTERS/Fabrizio Bensch/Files

Oslo/Damaskus - Während die Organisation für das Verbot Chemischer Waffen (OPCW) heute, Dienstag, in Oslo den Friedensnobelpreis erhält, nehmen die Bemühungen zur Zerstörung des syrischen Chemiearsenals weiter Fahrt auf. OPCW-Chef Ahmet Üzümcü hat sich am Montag zuversichtlich gezeigt, dass der vorgegebene Zeitplan zur Vernichtung der Waffen weitgehend eingehalten werden könne.

Kleine Verzögerungen könne es beim Transport der besonders gefährlichen Kampfstoffe VX und Sarin, die bis Ende Dezember außer Landes gebracht werden sollen, geben, "ein paar Tage Verspätung werden meiner Ansicht nach aber kein Problem sein", sagte er im norwegischen TV.

Vergangene Woche hatten Norwegen und Dänemark angeboten, beim Transport der Waffen vom Hafen im syrischen Latakia zu jenem Schiff des US-Verkehrsministeriums behilflich zu sein, auf dem die Kampfstoffe unschädlich gemacht werden sollen. Die USA hatten der OPCW die Vernichtung der Waffen in internationalen Gewässern angeboten, nachdem mehrere Länder - zuletzt Albanien - die Zerstörung auf ihrem Territorium abgelehnt hatten.

Konkret soll ein erst diesen Sommer von der US-Armee entwickeltes mobiles Hydrolysesystem (FDHS) zum Einsatz kommen, das unter Deck des eigens dafür umgebauten ausgemusterten Frachtschiffes MV Cape Ray aufgebaut wird. Vereinfacht ausgedrückt, werden bei dem Verfahren die Kampfstoffe unter Aufsicht der OPCW aus den Waffen entfernt, unter Druck und bei hoher Temperatur mit Wasser und mit anderen Chemikalien, etwa Natriumhydroxid und Natriumhypochlorit, vermengt und dabei in weniger schädliche Bestandteile aufgespalten. Innerhalb von 90 Tagen soll die Arbeit erledigt sein.

Bei den nach der Hydrolyse anfallenden Rückständen - zwischen fünf- und vierzehn Mal das Volumen des Ausgangsmaterials - handelt es sich laut Beteuerungen der US-Armee nur noch "um niedriggradigen Giftmüll", vergleichbar mit normalem Industrieabfall. Dieser soll später von Privatunternehmen verbrannt werden. Ins Meer soll bei dem Vorgang nichts von den Stoffen gelangen.

Fluchtwege fehlen

Riskanter als an Land ist das Verfahren auf See an sich nicht, sagen Experten. Problematisch sei allenfalls, dass es auf dem offenen Meer an Fluchtwegen fehle. Um im Fall eines Unfalls ein Austreten gefährlicher Stoffe zu verhindern, soll auf dem Schiff ein mit Luftfiltern abgedichtetes Zelt aufgebaut werden. Zum Schutz vor Angriffen wird der Frachter von der US-Marine bewacht.

Gefahren drohen weiterhin beim Transport zum Hafen in Latakia: Erst am Montag gab die syrische Führung bekannt, dass sie jene Straße, auf der sie die Chemiewaffen von Damaskus an die Küste transportieren will, erobert habe. Für den Transport hat Russland am Montag Hilfe angeboten.

Ungeachtet der Fortschritte beim Abbau der C-Waffen ging der Bürgerkrieg mit konventionellen Waffen am Wochenende in seinen tausendsten Tag. Laut Schätzungen starben bisher über 125.000 Menschen. (mesc, AFP, Reuters, DER STANDARD, 10.12.2013)