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Erst die Rückkehr von Steve Jobs ermöglichte den Aufstieg von Jony Ive.

Foto: Reuters

Zwei Mal pro Woche lädt Apple-Chefdesigner Jonathan Ive, genannt "Jony", sein Team an seinen Arbeitsplatz. Im symbolischen Zentrum des Campus verteilen sich Fahrräder, Skateboards und Design-Entwürfe. An den hölzernen Entwurfstischen, die man auch aus den Stores rund um die Welt kennt, wird dann drei Stunden lang ein Brainstorming bei frischem Kaffee abgehalten.

Der einstige Wired-Redakteur und Buchautor Leander Kahney hatte die Gelegenheit, von ehemaligen Kollegen von Ive einen kleinen Einblick hinter die Kulissen des nach außen hin verschlossenen Konzerns zu erhalten, nachdem Ive selbst eine Anfrage "entschuldigend" ablehnte. In einer inoffiziellen Biografie von Ive hat er nun diese Erfahrungen veröffentlicht, wie der Guardian berichtet.

Ein Schritt voraus

Ive, der seit 1992 für Apple tätig ist, gilt als wichtiger Faktor für den rapiden Aufstieg des Unternehmens im vergangenen Jahrzehnt. In seinem Arbeitsbereich steht ein teures Lautsprecher-Set-up, da der Gestalter am liebsten zu lauter Technomusik arbeitet. Im innersten Bereich des Büros finden sich nur Tisch, Lampe und ein alter Bürodrehstuhl.

Ins Unternehmen geholt wurde der Sohn eines Silberschmieds von Robert Brunner, der damals Apples Abteilung für Industrial Design leitete. Was bei Ive herausstach war, dass er nicht nur den Prototypen für ein Telefon designte und eine Vorstellung hatte, wie es funktionieren sollte, sondern auch erarbeitet hatte, wie man es in einer Fabrik produzieren könnte. Ein Schritt voraus, den viele andere Studenten nicht machen.

Freund und Gegenstück von Jobs

Ive, der seine Versessenheit auf Ästhetik von seinem Vater "geerbt" hatte, pflegte ein inniges Verhältnis mit dem ehemaligen Firmenchef Steve Jobs, mit dem er gemeinsam oft stundenlang an Ideen und Entwürfen feilte. Auf dessen Begräbnis hatte er ihn als "besten und loyalsten Freund" bezeichnet. Charakterlich sollen sich die beiden jedoch stark unterscheiden. Galt Jobs als unnahbar und cholerisch, wird Ive als sehr höflich, ausgeglichen, aufmerksam und nett beschrieben. Geschrei soll er ablehnen und sich bei Fehlern stets vor sein Team stellen. Die Nähe zu Jobs erlaubte es ihm auch, Kritik zu üben, wo andere schwiegen. So erklärte er dem 2011 verstorbenen Firmenmitgründer, er würde den Erfolg zu sehr auf seine eigene Person konzentrieren und das Unternehmen damit verwundbar machen.

Dabei wäre es zu Ives Erfolgslauf fast gar nicht gekommen. Das erste Projekt des Designers war die zweite Generation des "Newton"-Tablets, ein Gerät das nicht unbedingt für seine revolutionäre Gestaltung bekannt ist. Jedoch soll Apple damals sehr stark von Technikern geführt worden sein, ständige Auseinandersetzungen hätten Ive beinahe dazu gebracht, zu kündigen, erklärt Kahney gegenüber dem Guardian.

Wende mit dem iMac

Das war kurz bevor Steve Jobs 1996 zum Unternehmen zurückkehrte. Er leitete eine Wende in der Firmenkultur und wurde zu jenem Menschen, der Ive ermöglichte, sein Potenzial zu entfalten. Die Wende wurde schließlich mit dem iMac eingeleitet. Dazu hatte das Designteam schon länger Prototypen für MP3-Player in der Schublade, deren Umsetzung an der fehlenden Verfügbarkeit kleiner Festplatten scheiterte. Aus diesen Konzepten ging schließlich 2001 der iPod hervor.

Apples Prototypen

Der Durchbruch von Apples Designs ist oft auch ein Durchbruch bei der Fertigung. Kahney denkt, Apple wird eines Tages eine weitere Zielsetzung von Steve Jobs erfüllen und seine Produkte in robotergesteuerten Fabriken in den USA bauen. Derweil muss man noch warten, ehe die Technologie auf die Pläne der Apple-Designer aufschließt. Laut Kahney sollen in Apples Labors allerlei Fernseher, Wearables oder Autotechnologien bereit liegen, denen nur eine Strategie für den Marktstart fehlt.

130 Millionen Dollar Privatvermögen

Es gibt allerdings mehr kreative Köpfe wie Ive auf der Welt, betont Kahney. Doch diese arbeiten nicht in Unternehmen mit einem derart großen Fokus auf Design und den schier unendlichen Ressourcen von Apple. Gleichzeitig weiß der Konzern, was er ihm zu verdanken hat, dem in Folge eines beinahe tödlichen Autounfalls einst eine große Gehaltserhöhung spendiert wurde.

Ive wurde durch seine Arbeit bei Apple zu einem reichen Mann. Er besitzt ein 17-Millionen-Dollar-Anwesen in San Francisco, in seiner Garage steht eine Reihe teurer und schneller Autos. Sein privates Vermögen wird auf 130 Millionen geschätzt. (red, derStandard.at, 09.12.2013)