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Linz - "Voraussichtlich wird es in den kommenden Tagen zu einer Neuauflage der SPÖ-ÖVP-Koalition kommen. Wünschen Sie sich, dass die SPÖ-ÖVP-Koalition die vollen fünf Jahre hält oder bevorzugen Sie baldige Neuwahlen?" Diese Frage ließ der STANDARD in der Vorwoche 403 repräsentativ ausgewählten Wahlberechtigten stellen. Das Ergebnis der Befragung ist äußerst knapp: 53 Prozent wünschen der Koalition ein langes Leben, 47 Prozent wünschen sich Neuwahlen.

Kein guter Start

"Man kann sagen: Etwa jeder Zweite will, dass eher vorzeitig neu gewählt wird. Das ist kein guter Start für eine Regierung, wenn nur die Hälfte der Bevölkerung sagt: Lasst sie mal zeigen, was sie können. Viel mehr Unterstützung bringt sie nicht zusammen, als die beiden Parteien haben, die die Regierung bilden", fasst David Pfarrhofer vom Linzer Market-Institut zusammen.

Bei genauerer Betrachtung der Daten zeigt sich: Unter den deklarierten Anhängern von SPÖ und ÖVP gibt es klare Präferenzen für eine haltbare rot-schwarze Koalition. Nur etwa jeder achte erklärte Wähler der Koalitionsparteien hätte lieber vorgezogene Wahlen. Die erklärten Wähler der FPÖ würden mit ähnlich klarer Mehrheit lieber früher wählen.

Zweiter auffälliger Befund: Ältere und höher gebildete Wahlberechtigte tendieren dazu, der Koalition doch eine Chance zu geben, jüngere würden lieber vorzeitig wählen.

Und noch etwas zeigten die in der Vorwoche erhobenen Daten: Den beiden um eine Koalition verhandelnden Parteien wird überwiegend attestiert, dass sie seit der Wahl heute eher schlechter dastehen als am Wahltag - von der SPÖ sagen das 60 Prozent, von der ÖVP sogar 66 Prozent.

Die anderen Parteien profitieren davon aber längst nicht im selben Ausmaß: Nur 37 Prozent meinen, dass die FPÖ heute besser dastünde als bei der Wahl (obwohl sie, wie berichtet, in den Rohdaten und der Hochrechnung die meiste Zustimmung erhält), 32 Prozent meinen sogar, die FPÖ habe seit dem 29. September verloren. 31 Prozent trauen sich kein Urteil zu.

Abnehmendes Interesse

Pfarrhofer führt das auf abnehmendes Interesse an der Politik zurück: Ende Oktober hatten noch 66 Prozent die FPÖ als gestärkt erlebt, 50 Prozent hatten die Grünen als gestärkt wahrgenommen. Auch über die Grünen sagen heute nur noch 27 Prozent, dass sie besser dastehen als unmittelbar nach der Wahl, 42 Prozent sehen sie als geschwächt. Als Partei mit dem größten Zuwachs an Bedeutung werden die Neos gesehen - hier sagen 48 Prozent, dass sie besser dastehen.

Wie am Wochenende berichtet, haben die Parteichefs Werner Faymann (SPÖ) und Michael Spindelegger (ÖVP) verheerende Werte, Faymann ist in der Kanzlerfrage hinter FPÖ-Chef Heinz-Christian Strache, Spindelegger sogar hinter Neos-Chef Matthias Strolz. (Conrad Seidl, DER STANDARD, 9.12.2013)