Linz - Würde jetzt neu gewählt, so käme die FPÖ mit 25 Prozent auf den ersten Platz. Das ergibt eine in dieser Woche durchgeführte Market-Umfrage für den STANDARD. Die derzeit um eine Koalition ringenden Parteien hätten gemeinsam keine Mehrheit mehr: Die SPÖ würde von 26,8 auf 23 Prozent fallen, die ÖVP von 24 auf 21 Prozent. Damit wäre nicht nur die Stimmen-, sondern wohl auch die Mandatsmehrheit dahin.

Starke Verschiebungen gäbe es auch bei den kleineren Parteien - am auffälligsten bei den Neos: Diese Partei käme bei einer Neuwahl wohl auf zehn Prozent. Das entspricht einer Verdoppelung des Wahlergebnisses vom 29. September (4,96 Prozent), rechnet Market-Hochrechner David Pfarrhofer: "Das ist eine extrem starke Entwicklung, die Neos haben sich in kurzer Zeit im Bewusstsein der Leute etabliert, Matthias Strolz, den bis zur Wahl bestenfalls ein paar Vorarlberger als politische Führungspersönlichkeit gesehen haben, wird nun von 14 Prozent als möglicher Kanzler gesehen. Das ist an sich schon bemerkenswert, aber dass der Newcomer mehr Befragten als Kanzler geeignet erscheint als der ÖVP-Obmann, der bei der Wahl mit einem klaren Kanzleranspruch aufgetreten ist, ist für Spindeleger blamabel."

Stronach entzaubert

Gleichzeitig ist Frank Stronach und sein inzwischen zerbröselndes Team entzaubert. Frontmann Stronach käme bei einer - theoretischen - Direktwahl des Regierungschefs nur auf ein Prozent.

In der Hochrechnung kommt das Team Stronach auf drei Prozent, ein Wiedereinzug ins Parlament erscheint Pfarrhofer fraglich. Dem BZÖ, das viele Stimmen an Stronach verloren hat und mit 3,53 Prozent am Parlamentseinzug vorbeigeschrammt ist, würde das allerdings wenig nutzen. Es käme nur auf zwei Prozent. Stabil in der Hochrechnung sind die Grünen: 13 Prozent ergibt die Market-Hochrechnung. Parteichefin Eva Glawischnig käme bei einer Direktwahl für das Kanzleramt auf neun Prozent.

Pfarrhofer sieht in der Kanzlerfrage weitere Auffälligkeiten:

  • Werner Faymann hat wie seine Amtsvorgänger gleich nach der Wahl einen Siegerbonus verbuchen können - er stieg in der Kanzlerfrage im Oktober auf 33 Prozent. Nun fiel er auf 18 zurück.
  • Heinz-Christian Strache liegt an erster Stelle - seine 19 Prozent in der Direktwahl liegen (wie bei den meisten anderen Parteiführern) unter dem hochgerechneten Wert der Partei (25).
  • Michael Spindelegger ist mit 13 Prozent ebenfalls weit hinter dem Wert seiner Partei.
  • Matthias Strolz könnte mit 14 Prozent auch eine "Verlegenheitsantwort" sein, weil die anderen Parteichefs derzeit ein eher schwaches Angebot darstellen. (Conrad Seidl, DER STANDARD, 7.12.2013)