Die Eltern sind schon recht gefordert, weil der Kleine kaum schläft und viel schreit. Und die große Schwester, immerhin schon fünf Jahre alt und ein Vorschulkind, ist genervt: ja, von ihrem Bruder. Weil eben Schrei und Brüll – und die Eltern sind kaum ansprechbar.
Da kommt der Onkel gerade recht. Diesmal mit einem sehr coolen Auto, das ein Zweisitzer ist und daher den Vorteil hat, dass die Kleine vorne sitzen darf. Muss. Kindersitz zwar, aber vorne. Wie die Großen. Da schaut man schon ganz anders zum Fenster
hinaus.
Auf zum Praterkasperl
Nissan 370 Z Nismo. Der hat hinten einen Flügel drauf, einen Spoiler, da bleibt den Buben der Atem weg, da wird mit dem Finger gezeigt: Pfau!
Urlaub vom Nervensäger-Bruder war also angesagt, und dieser Urlaub führte Onkel und Nichte auch in den Prater zum dort wohnhaften Kasperl, auch Praterkasperl genannt. Das ist sozusagen der schlimme und etwas abgesandelte Cousin vom Urania-Kasperl, der mehr ein feiner Pinkel ist.
Beim Praterkasperl dagegen werden politisch inkorrekte Witze gemacht, und es wird das Krokodil noch richtig mit der Pritsche verprügelt. Gefährlich war es auch. Für die Kinder nämlich. Die Hexe, die vorher schon diesen komischen Vogel, den Freund vom Kasperl, verzaubert hatte, drohte, auch die Kinder zu verwandeln. In Essiggurkerln!
Große Erleichterung
Die Kinder sollten aufstehen und der Hexe tief in die Augen blicken. Aber, auch nicht blöd: Kein Kind stand auf, und da wurden die Hälse verrenkt, damit nur ja niemand zur Hexe schaute. Das ging gerade noch einmal gut.
Große Aufregung und auch große Erleichterung hinterher. Auch bei mir. Stellen Sie sich vor, ich hätte den Eltern anstelle der Nicola ein Essiggurkerl zurückgebracht! Die wären aber sauer gewesen. (Michael Völker, DER STANDARD, 6.12.2013)