Wien - Die hoch subventionierten Vereinigten Bühnen Wien (VBW) zeigen sich bei Prämienzahlungen relativ großzügig. Das findet zumindest das Kontrollamt. Demnach wurden einige Boni von den Prüfern als unangemessen hoch eingestuft. Außerdem seien Zielvorgaben, bei deren Erfüllung Prämien fällig werden, oftmals eher niedrig angesetzt, wurde kritisiert. Die VBW geloben Besserung.

Prämien in Höhe von 660.000 Euro

Das Kontrollamt hat die Gebarung der in der städtischen Wien-Holding eingegliederten Vereinigten Bühnen, zu denen die Musicalstätten Ronacher und Raimund Theater sowie das Opernhaus Theater an der Wien gehören, zwischen 2009 und 2012 unter die Lupe genommen. In diesem Zeitraum wurden insgesamt Prämien in der Höhe von 660.000 Euro ausbezahlt - zum Teil an leitende Angestellte.

Der Bonus machte bis zu drei Monatsgehälter aus. In den Augen der Prüfer sind solche Beträge zu hoch: "Das Kontrollamt stellte fest, dass die Gewährung von bis zu drei Monatsgehältern für die zweite Führungsebene im Wien Holding-Konzern als eher unüblich zu qualifizieren ist." Derartige Regelungen sollten an die "Gepflogenheiten" des Unternehmens angepasst werden, also "in einem angemessenen Rahmen" erfolgen. Die VBW betonen in der ebenfalls im Bericht enthaltenen Stellungnahme, die Empfehlung zu prüfen und "unter Berücksichtigung des entsprechenden Verantwortungsbereiches im Vergleich zur (...) Referenzgröße Wien Holding-Konzern" umzusetzen.

Direktor verteidigt Prämiensystem

VBW-Generaldirektor Thomas Drodza hat die Prämienzahlungen indessen am Donnerstag verteidigt. "Wir reden hier über eine Summe von 165.000 Euro pro Jahr. Das sind 0,35 Prozent des Personalaufwands", so Drozda. Angesichts der Leistungen und der niedrigen Fixgehälter seien derlei Boni legitim.

Bei den Empfängern handle es sich um einen Personenkreis von 50 der insgesamt 700 Mitarbeiter - um "sehr wichtige Leistungsträger". Wobei es sich laut dem VBW-Chef beinahe die Hälfte der vom Kontrollamt ausgewiesenen Prämiensumme von 660.000 Euro zwischen 2009 und 2012 nicht um Leistungsprämien, sondern um abgegoltene Überstunden handle, die lediglich als "Prämien" ausgewiesen würden.

Keine konkreten Zielwerte

Das Kontrollamt kritisierte außerdem, dass die Zielvorgaben oft sehr allgemein gehalten seien - etwa Kosteneinsparungen ohne konkreten Zielwert - oder sowieso im eigentlichen Aufgabenbereich des Mitarbeiters lägen (z. B. Einhaltung von Abgabedaten). Auffällig sei auch gewesen, dass die Ziele "immer zu 100 Prozent" erfüllt worden seien. Insofern wurde empfohlen, künftig "ambitioniertere und quantifizierbare Zielvorgaben" festzulegen. Denn Prämien sollten "in keinem Fall als 'Selbstverständlichkeit' wie die laufende Bezahlung angesehen werden".

Gerügt wurde außerdem der Umstand, dass nur in einem Fall festgelegt worden sei, die Prämie bei schlechter Wirtschaftslage zu halbieren. Die Prüfer forderten, diese Regelung in alle Zielvereinbarungen aufzunehmen. Die VBW will laut eigenem Bekunden dieser Aufforderung nachkommen.

Was die Personalkosten der VBW generell betrifft, wurde zwischen 2009 und 2012 ein Anstieg von 7,6 Prozent auf zuletzt rund 45 Millionen Euro festgestellt, während im selben Zeitraum der Mitarbeiterstand um 0,5 Prozent auf rund 702 Vollzeitäquivalente zurückging. Das Plus bei den Ausgaben war hauptsächlich auf Mehrkosten für den Personalbereich Kunst - also für Solisten, Orchester und Ensemblemitglieder - zurückzuführen. Die Vereinigten Bühnen merkten an, dass Künstler nicht zum ständigen Personal gehörten, die Zahl der Beschäftigten also spielplan- und produktionsabhängig und insofern in zeitlicher Hinsicht nur schwer vergleichbar sei.

Die VBW bilanzierten im Vorjahr mit einem Minus von 4,3 Millionen Euro. Eine kürzlich beschlossene Erhöhung der Jahressubvention auf insgesamt fast 42 Millionen Euro seitens der Stadt Wien sorgte für heftige Diskussionen. Nicht nur die Rathausopposition, sondern auch diverse Proponenten der freien Theater- und Kunstszene ließen ihrem Ärger freien Lauf. (APA, 5.12.2013)