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Global 2000 hat rund 400 Kosmetikartikel auf hormonell wirksame Inhaltsstoffe überprüft: Das Ergebnis ist "besorgniserregend".

Foto: dpa/Marijan Murat

Die österreichische Umweltschutzorganisation Global 2000 hat rund 400 auf dem österreichischen Markt verfügbare Kosmetikartikel anhand der deklarierten Inhaltsstoffe auf das Vorhandensein hormonell wirksamer Chemikalien untersucht. Das Ergebnis: Etwa jede zweite Bodylotion, jedes zweite Aftershave und jede fünfte Zahnpasta enthielt hormonell wirksame Substanzen. Bei letzteren waren Kinderzahnpasten am stärksten betroffen.

Bei den problematischen Inhaltsstoffen handelte es sich überwiegend um Konservierungsmittel aus der Gruppe der Parabene und chemische UV-Filter. Frei von hormonellen Schadstoffen waren die 38 stichprobenartig mituntersuchten Naturkosmetikprodukte.

"Besorgniserregendes Ergebnis"

Hormonell wirksame Chemikalien sind Stoffe, die aufgrund ihrer zufälligen strukturellen Ähnlichkeit mit körpereigenen Hormonen die sensiblen hormonellen Steuerungsprozesse im Körper negativ beeinflussen können. Sie werden mit zahlreichen Erkrankungen beim Menschen in Zusammenhang gebracht. "Das Ergebnis unseres Kosmetik-Checks ist deswegen so besorgniserregend, weil es sich bei den gefundenen Stoffen um Chemikalien handelt, deren hormonell schädigendes Potenzial an Tieren klar belegt ist", sagt Helmut Burtscher, Biochemiker bei Global 2000.

Mit der Anwendung der Kosmetikprodukte würden diese Stoffe in den Körper gelangen, wo sie das hormonelle Gleichgewicht stören und irreversible Gesundheitsschäden auslösen können. Hormonelle Schadstoffe werden mit einer Vielzahl von Erkrankungen in Zusammenhang gebracht, die seit einigen Jahrzehnten in der industrialisierten Welt auf dem Vormarsch sind. Am besten belegt sind Beeinträchtigungen des Fortpflanzungssystems, Hormon-assoziierte Krebsarten wie Brust-, Prostata- und Hodenkrebs, verfrühte Pubertät bei Mädchen, sowie Verhaltensauffälligkeiten bei Kindern. 

Irreversible Schäden am Kind

"Besonders heikel sind Störungen der hormonell regulierten Entwicklungsprozesse beim heranreifenden Fötus und beim Säugling. Denn während des sogenannten 'entwicklungskritischen Zeitfensters' vor und kurz nach der Geburt können bereits kleinste Mengen von hormonell wirksamen Chemikalien irreversible Schäden verursachen", sagt Andreas Lischka, langjähriger Vorstand der Kinderklinik Glanzing in Wien. Daher sollte die Tatsache, dass hormonell wirksame Chemikalien aus Kosmetikprodukten auch im Blut von Neugeborenen und in der Muttermilch nachweisbar sind, nachdenklich machen."

Der Gesetzgeber ist laut Global 2000 dringend gefordert, ihren Einsatz in Kosmetikprodukten zu verbieten. Solange dies noch nicht geschehen ist, müssen die Hersteller ihrer Verantwortung gegenüber den Kunden gerecht werden und diese Stoffe vorsorglich aus ihren Produkten nehmen, sagt Burtscher. (red, derStandard.at, 5.12.2013)