Brüssel/Ljubljana - Slowenien benötigt offenbar bis zu fünf Milliarden Euro, um seine unter faulen Krediten leidenden Banken zu rekapitalisieren. Dies erfuhr die Nachrichtenagentur Reuters am Mittwoch von Vertretern der Eurozone, die mit der Angelegenheit vertraut sind. Der Finanzbedarf könne auch niedriger ausfallen. Damit hätte Slowenien Chancen, kein internationales Rettungspaket in Anspruch nehmen zu müssen.

Die Banken des Landes haben faule Kredite in Höhe von acht Milliarden Euro in ihren Büchern stehen, fast ein Viertel der Wirtschaftsleistung des Zwei-Millionen-Volkes. Die Notenbank hat internationale Experten mit der Durchführung von Stresstests beauftragt, um den genauen Fehlbetrag zu ermitteln. Die Ergebnisse der Stresstests sollen am kommenden Freitag (13. Dezember) veröffentlicht werden. In Slowenien heizte diese Terminwahl Spekulationen an, die Notenbank wolle einem Sturm von Sparern auf die Banken vorbeugen.

4,6 Milliarden aus eigener Kraft

Aus regierungsnahen Kreisen hatte Reuters erfahren, dass die Regierung davon ausgeht, einen Finanzbedarf von 4,6 Milliarden ohne EU-Rettungspaket aus eigener Kraft decken zu können. Allerdings sind in dem Mitte November beschlossenen Budget 2014 nur 1,2 Milliarden Euro für die Bankenrettung reserviert. Notenbankgouverneur Bostjan Jazbec sagte damals, dass bei den Stresstests wohl kaum ein Betrag von mehr als vier Milliarden Euro an faulen Krediten herauskommen könne.

Slowenien trat der Eurozone als erstes der postkommunistischen EU-Neumitglieder im Jahr 2007 bei. Die Verfügbarkeit billiger Eurokredite ließ eine Immobilienblase entstehen, die im Zuge der Finanzkrise ab Herbst 2008 platzte. Die Krise riss auch zahlreiche Großunternehmen in den Abgrund, weil die Pläne der Manager, ihre Firmen mit geliehenem Geld zu kaufen, nicht mehr aufgingen.

Seit 2009 befindet sich Slowenien in einer wirtschaftlichen Krise, verschärft durch politische Unsicherheit. Zum Euro-Krisenstaat wurde das Land, weil die Staatsverschuldung unter der sozialdemokratisch geführten Regierung der Jahre 2008-2011 explodierte. Die Regierung stemmte sich nämlich mit teuren Sozial- und Konjunkturprogrammen gegen die Krise, während Gewerkschaften und die konservative Opposition Sozialreformen verhinderten, die das Budget hätten entlasten sollen.

Die nach den Wahlen im Herbst 2011 angetretene Mitte-Rechts-Regierung, die umgehend einen Konsolidierungskurs einschlug, blieb nur ein Jahr im Amt. Anfang 2013 stürzte der konservative Ministerpräsident Janez Jansa über Korruptionsvorwürfe. Seine linksgerichtete Nachfolgerin Alenka Bratusek zeigt sich entschlossen, Slowenien mit Einsparungen, Steuererhöhungen und Privatisierungen aus der Krise führen zu können. (APA/Reuters, 4.12.2013)