Moritzer hält Vorträge.

Foto: Christian Hofer

Wien - Severin Moritzer gibt sich keinerlei Illusionen hin. Der Verein Play Fair Code wird Manipulationen nicht verhindern. Vielleicht belächelt die schamlose Wettmafia in Südosteuropa oder Asien diese Institution, die die Integrität im österreichischen Sport wahren soll. Günter Kaltenbrunner steht ihr trotzdem ehrenamtlich als Präsident vor.

Der 41-jährige Jurist Moritzer ist Geschäftsführer, im Mai 2012 wurde Play Fair Code gegründet. Der damalige Sportminister Norbert Darabos gab den Anstoß, der Bund, der ÖFB, die Bundesliga, das ÖOC und weitere Verbände zahlen so viel ein, dass ein Jahresbudget von 300.000 Euro zur Verfügung steht. Moritzer sieht den Sport (den Fußball) vierfach bedroht: durch Doping, Diskriminierung, Gewalt und Manipulationen.

Da man sich nicht um alles kümmern kann, beschäftigt sich Play Fair Code mit der vierten Geißel. "Wir werden nicht die Welt retten. Man wird ja auch den Kampf gegen Drogenhandel oder Ausbeutung von Menschen nicht gewinnen, auch bei verschärften Gesetzen. Wir setzen voll auf Prävention."

Moritzer hat bei allen 20 Profiklubs Vorträge gehalten, die erste Veranstaltung fand am 7. Februar 2013 statt, das Auditorium bestand aus Rapid-Spielern. "Wir wollten prominent beginnen." Es folgten Austria und Salzburg, im September wurde die Tour abgeschlossen. Pikanterweise waren Kapfenberg und Grödig die letzten Stationen. Also jene Klubs, die wohl am tiefsten im Sumpf stecken. Moritzer hat keine Auffälligkeiten bemerkt, der mittlerweile inhaftierte Grödiger Dominique Taboga hörte einfach nur zu.

Generell sei das Interesse der Spieler groß gewesen. "Sie haben Fragen gestellt. Viele haben gestaunt, unter dem Motto: Bist du deppert, was es nicht alles gibt."

Roman Wallner, bei Innsbruck beschäftigt und unverdächtig, fiel durch die richtige Feststellung auf: "Die Mafia castet die Spieler."

In Deutschland gibt es eine mit Play Fair Code vergleichbare Einrichtung, allerdings fängt die mit der Aufklärungsarbeit unten, also beim Nachwuchs, an. Moritzer: "Wir haben oben begonnen, das ist Geschmackssache." Im nächsten Jahr sind die zwölf Verbandsakademien dran. "Auch Schiedsrichter, Funktionäre und Medien gehören geschult und informiert."

Es wurde ein Servicetelefon eingerichtet, damit Spieler, sollten sie Verdacht schöpfen oder gar von einem bösen Mann angesprochen worden sein, ihr Herz ausschütten können. Geklingelt hat es bisher nullmal. Moritzer: "Das war nur ein erstes Angebot. Wir werden einen Ombudsmann installieren." Moritzer sieht Kicker, "die wenig verdienen und ihr Gehalt nicht pünktlich bekommen", als eher gefährdet an. "Die Superverdiener sind kaum Zielgruppe."

Das Produkt Fußball sei, global gesehen, stark genug, "um den Wettbetrug zu überleben. Aber es kann zu Einschnitten kommen. Wird es den Fans, dem Fernsehen, den Sponsoren zu viel, ziehen sie sich zurück, stellen Zahlungen ein. Dann muss man um den österreichischen Fußball fürchten."(Christian Hackl, DER STANDARD, 5.12.2013)