Zuerst am Leib getragen, nun als Leinwand auf Rahmen gespannt: Künstlerpullover oder "Nachtarbeiter (M.)".

Foto: Galerie Nächst St. Stephan

Wien - Eines vorweg: Schamlos ist die Ausstellung von Michal Budny nicht. Auch wenn zumindest eine seiner Arbeiten durchaus an jene von Sarah Lucas erinnert. Es handelt sich dabei um eine Matratze, die er vollständig mit Plastik umhüllt hat und in einem großformatigen "Bilderrahmen" aufgehängt hat.

Obwohl das Plastik aufgeschlitzt ist und so den Blick auf "Intimes" freigibt, sind es jedoch keineswegs sexuelle Assoziationen, die der 1976 in Leszno (Polen) geborene Künstler auslösen will. Vielmehr passt das Wort "puristisch" gut auf seine formal reduzierten Arbeiten, für die er seit Jahren Kartons, Plastikplanen, Sperrholz oder Decken recycelt.

In der Galerie nächst St. Stephan verbreiten die zum Teil nur lose über großformatige Keilrahmen gelegten Fundstücke (u. a. Planen, Silberfolien) eine Atmosphäre des Unbeständigen, Vergänglichen und Marginalen; gleichzeitig wird durch das subtile Changieren zwischen Ver- und Enthüllung der Status zwischen Bild- und Objekthaftigkeit befragt.

Budny geht es um diese "delikate, halbmaterielle Existenz" seiner Werke, die er dieses Mal auch sehr theatral inszeniert: Betritt man die Galerie, wandelt man auf unterschiedlich hohen MDF-Platten, die die Ausstellungsräume in eine Bühne verwandeln.

Auf dieser wird zum einen der Blick hinter die Bilder ermöglicht, zum anderen die Wahrnehmung für die feinen Unterschiede geschärft. Und zwar nicht nur zwischen den Halbtransparenzen, Texturen und Stoffen, die seine kleinformatigen Bilder ausmachen, sondern auch zwischen den ausgewählten "Figuren", mit denen er seine "Bühne" bevölkert hat: Da wären die Nachtarbeiter M. und F., aber auch die beiden Figuren A. und B.

Bei Ersteren handelt es sich um minimalistische Werke, für die er schwarze Pullover befreundeter Künstler auf Leinwände aufgespannt hat. Die Skulpturen A. und B. stehen dagegen auf Sockeln und erzählen in Form drapierter Kartons und hohler Glasfaserrohre nicht nur vom Herzeigen und Verdecken, sondern auch von den Charakteren jener beiden Personen, an die der Künstler beim Machen angeblich gedacht hat. (Christa Benzer, DER STANDARD, 5.12.2013)