Rekordhitze, Hochwasser und Gletscherschmelze: Es vergeht kaum ein Tag ohne Horrormeldung über den Klimawandel. Die Experten der Wiener Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik (ZAMG) werfen in dem Buch Unser Klima einen völlig unaufgeregten Blick auf die Wetterphänomene der Gegenwart. "Wir wollten die Wissenschaft wieder in den Fokus der Diskussion rücken", sagte Mitautor Johann Hiebl, Fachabteilung Klimavariabilität und Modelle, anlässlich der Präsentation des Buches gestern in Wien.

Wissenschaftlich tatsächlich gesichert ist bei der Diskussion rund um den Klimawandel erstaunlich wenig. Die Grundthese der Erderwärmung ist allerdings richtig - das vergangene Jahrzehnt war das wärmste, das jemals gemessen worden ist. "Dieser Temperaturanstieg ist ohne menschliches Zutun nicht erklärbar", sagte Hiebl. Die Experten gehen davon aus, dass es auch in Zukunft wärmer werden wird.

Ungewiss sind allerdings die Auswirkungen des Klimawandels. "Hier gibt es verschiedenste Szenarien", meinte Hiebl. Die Möglichkeiten sind aber vielfältig, gegensätzlich und regional höchst unterschiedlich. "Schmelzende Gletscher, beträchtliche Mengen an Methan und CO2 durch tauenden Permafrost, Meeresspiegelanstieg, Versauerung der Ozeane, weniger Schnee für den Wintertourismus, Hochwasser und Wasserknappheit könnten mögliche negative Folgen des Klimawandels sein. Aber auch mehr Sonnentage in Mitteleuropa und die daraus entstehenden Chancen für den Tourismus, die Freilegung neuer Rohstoffquellen sind nicht auszuschließen", schreiben die Autoren.

Dass die Jahrhunderthochwasser in Österreich auf den Klimawandel zurückzuführen sind, sehen die ZAMG-Experten skeptisch. Derartige Ereignisse würden rein statistisch gesehen in tausend Jahren zehnmal stattfinden, doch muss die Verteilung nicht gleichmäßig sein. So könnten auch in 25 Jahren drei Jahrhunderthochwasser auftreten. "Viel spricht dafür, dass die Auswirkungen von Hochwasser überwiegend hausgemacht sind", meinen dazu die Autoren. (APA, red, DER STANDARD, 4.12.2013)