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Sergej Bubka kümmert sich um Sportpolitik und seine Geschäfte.

Foto: APA/AP/Zemlianichenko

Kiew - Während Box-Weltmeister Witali Klitschko derzeit im Kiewer Parlament und auf der Straße dem Protest der ukrainischen Opposition Statur verleiht, hält sich ein anderes Sportidol des Landes dieser Tage auffällig bedeckt. Sergej Bubka, auch 13 Jahre nach seinem Karriereende noch Weltrekordler im Stabhochsprung, kümmert sich lieber um seine Geschäfte. Sie haben den ab Mittwoch 50-jährigen Präsidenten des nationalen olympischen Komitees zu einem der reichsten Männer der Ukraine gemacht. Auf 350 Millionen Euro wird der größte Sohn der Stadt Luhansk, dem ehemaligen Woroschilowgrad, geschätzt.

Im vergangenen September war Bubka kläglich mit seinem Plan, den Belgier Jacques Rogge als Präsident des Internationalen Olympischen Komitees (IOC) abzulösen, am Deutschen Thomas Bach gescheitert. 2015 wird dem Vizepräsidenten des Leichtathletik-Weltverbandes (IAAF) wohl der Brite Sir Sebastian Coe im Weg stehen, wenn es um die Nachfolge von Präsident Lamine Diack aus dem Senegal geht.

Auch die nationale politische Karriere des Bewunderers von Russlands Präsidenten Wladimir Putin, der vier Jahre für die Partei von Präsident Wiktor Janukowitsch im Parlament saß, ist ein wenig ins Stocken geraten. Dafür laufen die Geschäfte des einstigen Bankenchefs mit Großbäckereien im ganzen Land ähnlich gut, wie früher die Produktion von Weltrekorden lief.

Nicht weniger als 35 davon hat Sergej Nasarowitsch Bubka seit 1984 in der Halle (18) und im Freien (17) aufgestellt, die Bestmarken von jeweils 5,80 Metern binnen zehn Jahren auf 6,15 Meter (Halle) und 6,14 Meter (Freiluft) gesteigert. Bis heute kam kein anderer über 6,06 Meter hinaus. Ähnlich imposant ist die Serie seiner sechs WM-Titel en suite von 1983 bis 1997. Auch das hat kein anderer Leichtathlet in irgendeiner Disziplin nur annähernd erreicht.

Beim ersten Titel in Helsinki war Bubka noch als "Sowjet-Sputnik" bezeichnet worden. Schon zwei Jahre später, am 13. Juni 1985 in Paris, überquerte der 21-Jährige als erster Mensch mit dem Stab die 6-m-Marke. Eine Höhe, die bisher nur 18 Springer schafften. Olympiagold in London ging um 5,97 Meter weg.

Bubka, später Doktor der Pädagogik und Sportwissenschaften, blieb auch nicht von Abstürzen verschont. Nur einmal, 1988, holte er Olympiagold. 1984 (Los Angeles) war er ein Boykottopfer, 1992 in Barcelona scheiterte er an seiner normalen Anfangshöhe von 5,70 Meter. 1996 in Atlanta blieb er verletzt auf der Strecke.

Einen weit schlimmeren Absturz hat Sergej Bubkas gleichnamiger Sohn, ein Tennisprofi, hinter sich. Bubka junior fiel im Herbst 2012 aus dem dritten Stock einer Pariser Wohnung, nachdem er sich angeblich im Bad eingesperrt hatte und durch eine Kletteraktion befreien wollte. Nach neunstündiger Operation lernte der heute 26-Jährige wieder das Gehen, seine Karriere scheint jedoch beendet. Finanzielle Sorgen hat er deshalb nicht. (sid, lü - DER STANDARD, 4.12. 2013)