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Andreas Stadler.

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Meinhard Rauchensteiner.

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Als sich 2010 abzeichnete, dass es eine rot-grüne Wiener Stadtregierung geben würde, war sich die kulturell ambitionierte Wiener Intelligenzija einig, dass das Kulturressort zu den Grünen wandern müsse, wobei jedem wachen Beobachter klar hätte sein müssen, dass sich die gebetsmühlenartig wiederholte grüne Forderung nach verstärkter Förderung kleiner Kulturinitiativen zulasten der großen "Kulturtanker" auch und gerade vom Sessel eines amtierenden Stadtrates für Kultur aus nicht so ohne weiteres umsetzen lässt. Folgerichtig blieb das Amt in roter Hand und die grüne Welt intakt. Immerhin gelang es den Grünen, ergänzend zum roten Donauinselfest und zum schwarzen Stadtfest, auch ein grünes Grätzelfest zu etablieren.

Dass nun mit der Zustimmung zur Subventionserhöhung der Vereinigten Bühnen Wien die weiße Weste der Grünen saubere Patzer abbekommen hat, ist evident. Denn ebenso, wie unbestritten ist, dass der überwiegende Großteil der Landes- wie Bundesförderungen jenen Einrichtungen zugutekommt, die mit dem Argument von Arbeitsplätzen und jenem des Tourismus rein wirtschaftliche Interessen in den Vordergrund stellen, ebenso ist auch unbestritten, dass dieses Ungleichgewicht zulasten jener kleinen Initiativen geht, von denen Selbstausbeutung, Prekariat und persönliches finanzielles Risiko mit erstaunlicher Gleichgültigkeit erwartet und hingenommen wird. Erstklassige Jazz-und-World-Ensembles erhalten etwa bei Anfragen für eine internationale CD Promotion im Wert eines Flugtickets die Antwort der Stadt Wien, dass der Antrag einstimmig (sic!) vom zuständigen Beirat abgelehnt wurde. (Die Band kann man übrigens bald im Porgy& Bess sowie sonst in den besten New Yorker Clubs hören.)

Eine Enttäuschung

Wann also, wenn nicht in diesem exemplarischen Fall der Vereinigten Bühnen, hätten die Grünen die Ernsthaftigkeit ihres Programms besser unter Beweis stellen können? Dass also der Juniorpartner in der Wiener Stadtregierung, der in anderen Fällen, als es vergleichsweise um nichts ging (Gerald Matt und die Kunsthalle), die Kulturpolitiker alarmistisch vor sich hertrieb, gerade beim ersten ernstzunehmenden Anlass einknickt, scheint jedenfalls enttäuschend.

Es kann freilich sein, dass die Grünen sich auf die verhängnisvolle Logik des Entweder-oder gar nicht einlassen und dass die zusätzlichen Millionen für die Vereinigten Bühnen woanders gar nicht fehlen werden, weil ein bis dato geheimer Masterplan für die kleinen Kulturinitiativen schon in der Schublade liegt. Ja dann aber: heraus damit! (Meinhard Rauchensteiner und Andreas Stadler, DER STANDARD, 3.12.2013)