Wien - Die von Kardinal Christoph Schönborn 2010 zur Aufarbeitung von Missbrauchsfällen eingesetzte Opferschutzanwaltschaft unter Waltraud Klasnic ist eine "Privatisierung von staatlichen Aufgaben". Das sagt der Wiener Rechtsanwalt Wolfgang Renzl, der eine Initiative von Kirchenkritikern unterstützt, die eine unabhängige und unparteiische staatliche Beschwerdestelle für Missbrauch und Gewalt fordern.

Auch Neos-Abgeordneter Nikolaus Scherak spricht sich dafür aus, eine entsprechende Gesetzesinitiative der Opposition sei allerdings nicht geplant. "Wir stehen vor einer Diskussion."

Für Eytan Reif von der Initiative "Religion ist Privatsache" hat bei den Missbrauchsfällen in kirchlichen Heimen "in erster Linie die Republik versagt. Sie hat der Kirche Bildungs- und Erziehungsaufgaben übertragen und die Aufsichtspflicht verletzt". Bei der Aufarbeitung der Missbrauchsfälle müssten Betroffene aber Kontakt mit einer Institution aufnehmen, die im Dunstkreis der Kirche steht.

Herby L. warf der Opferschutzkommission als Betroffener vor, Daten an die katholische Kirche übermittelt zu haben. "Mir kommt das Ganze eher als Täterschutz-Kommission vor", sagte er. Für Anwalt Renzl würden die Begriffe "Anwaltschaft" und "Kommission" der Einrichtung einen scheinbar staatlichen Mantel geben. Vor dem Obersten Gerichtshof will er ein Verbot der Verwendung dieser Begriffe erreichen. Fast 1400 Betroffene haben sich bisher bei der Opferschutzanwaltschaft gemeldet. (krud, DER STANDARD, 3.12.2013)